Steuer ganz locker: Aus Olympia-Niederlage gelernt
Oberstdorf (dpa) - Die Niederlage von Vancouver ist verdaut: Aljona Savchenko, Robin Szolkowy und Ingo Steuer sind bereit für einen langen, neuen Anlauf auf olympisches Eiskunstlauf-Gold.
Zu verbissen und zu verkrampft war das Trio aus Chemnitz das Projekt angegangen, das wegen eigener Fehler für Trainer Steuer und sein Weltklassepaar im vergangenen Februar nur mit Bronze endete.
Die Schweinegrippe, Verletzungen und Streitereien haben sie hinter sich gelassen und scheinbar aus ihren Fehlern gelernt. „Wir waren zu fokussiert, das hat uns behindert“, sagte Steuer am Rande der deutschen Meisterschaften in Oberstdorf, wo der siebte Titel für seine Schützlinge nicht infrage steht. Die neue Lockerheit, mit der sie diese Saison angehen, zeigte sich im Umgang mit verloren gegangenen Schlittschuhen vor dem gewonnenen Grand-Prix-Finale und einem Wassereinbruch in der Trainingshalle.
„Wir machen einfach weiter, ohne uns beeinflussen zu lassen. Wir lassen äußere Sachen nicht an uns rankommen“, erzählt Steuer. Wegen des harten Frostes und des einsetzenden Tauwetters stand nach Weihnachten sein komplettes Büro unter Wasser, Aufzeichnungen und Dokumente waren vernichtet, die Musikanlage hinüber.
„Es ist alles weg. Ich schreib ja alles auf - schon von klein auf - das wissen wir ja“, sagt der 44-Jährige mit Selbstironie und in Anspielung auf seine Vergangenheit als Stasi-Spitzel, die ihn immer noch massiv behindert. Trotz seiner leidenschaftlichen Arbeit mit den zweimaligen Weltmeistern darf er keinen Cent von der Deutschen Eislauf-Union (DEU) kassieren und ist damit abhängig von seinen Athleten, die ihn honorieren müssen.
Wieder einmal ist auch kein Geld da, um das Dach der Halle des Bundesstützpunktes in Chemnitz zu ersetzen, die Schäden im Ballettraum zu beheben. „Die Versicherung des Betreibers war gerade ausgelaufen, wir bekommen nichts“, erzählt der Sachse. Das Tauwasser war bis in die Umkleidekabinen durchgedrungen, die Eishalle bitterkalt. „Ich habe meinen Sportlern gesagt, dass das ein gutes Training für die EM Ende Januar in Bern ist, dort ist das Dach auch während der Wettkämpfe offen“, so Steuer, der trotz seiner entspannten Haltung große Ambitionen für 2011 hat.
Die verlorenen Titel bei EM und WM sollen zurückgeholt werden - bisher lief alles am Schnürchen. „Aljona und Robin stehen richtig hinter ihren Programmen, die Kür-Musik zum Rosaroten Panther haben sie selbst gewählt“, berichtet Steuer, der kurz ans Handy geht. „Weiß jemand, wann heut' Training ist und der Wettkampf losgeht? Die Aljona will es wissen“, fragt der Coach lachend in die Frühstücksrunde. So unbeschwert war er lange nicht. „Ich versuche, aus der wahnsinnigen Enttäuschung von Olympia zu lernen“, sagt Steuer.