Unglaubliche Pechstein: 30. Weltcupsieg in Calgary
Calgary (dpa) - Sie küsste ihre Kufen und drehte vor der Kamera übermütig der Konkurrenz eine Nase. Die unverwüstliche Claudia Pechstein hat die Olympia-Saison der Eisschnellläufer mit dem 30. Weltcupsieg ihrer Karriere eröffnet.
Beim Saisonauftakt auf dem schnellen Eis von Calgary besiegte die 41 Jahre alte Berlinerin in glänzenden 3:59,04 Minuten über 3000 Meter die Weltmeisterin Ireen Wüst im direkten Duell. Die Niederländerin führte das gesamte Rennen, bis Pechstein in der letzten Kurve mit einem vehementen Schlussspurt an ihr vorbei zog und Wüst, die 3:59,68 Minuten benötigte, bezwang.
„Wahnsinn. Nie hätte ich gedacht, dass ich sie noch holen kann. Aber als sie mir immer näher kam, wollte ich es wissen. Geil, einfach nur geil“, meinte die Hauptstädterin nach ihrem Überraschungscoup. Nicht zuletzt führte sie ihre starke Leistung auf die neu optimierten Kufen zurück, die sie zwei Jahre lang getestet hatte, um sie nun in der Olympia-Saison endlich auch im Wettkampf zu präsentieren.
Auch Olympiasiegerin Martina Sablikova aus Tschechien gelang es im letzten Lauf nicht mehr, Pechsteins Zeit zu knacken. In 3:59,39 Minuten verdrängte sie aber Wüst noch auf Platz drei. Die Erfurterin Stephanie Beckert kam zum Saisonstart gar nicht zurecht und musste in 4:09,24 Minuten mit dem enttäuschenden 15. und vorletzten Platz vorliebnehmen.
Zuvor hatte Jenny Wolf den deutschen Eisschnellläufern in Calgary einen furiosen Auftakt beschert. Auf dem „Sahneeis“ kam die 34 Jahre alte Sprinterin über 500 Meter in glänzenden 37,14 Sekunden auf den zweiten Platz. Der Sieg ging an die Olympiasiegerin Lee Sang-Hwa in 36,91 Sekunden. Nur die Südkoreanerin selbst war bei ihrem Weltrekordlauf von 36,80 Sekunden am 20. Januar dieses Jahres noch schneller.
„Da hat heute alles gepasst. So einen Zeit gleich im ersten Lauf der Saison, das ist schon prima“, meinte die Olympia-Zweite Wolf hoch erfreut. „Sicher kam mit die Auslosung etwas entgegen, aber vor allem auch mit meinem Angang kann ich sehr zufrieden sein“, sagte die routinierte Berlinerin. In 10,22 Sekunden war sie die mit Abstand schnellste 100-Meter-Zeit des gesamten Feldes gelaufen. „Sie läuft fast wie in alten Zeiten“, schwärmte Teamchef Helge Jasch.
Die deutsche Meisterin Judith Hesse verbesserte ihre persönliche Bestzeit um 0,11 Sekunden auf 37,68 Sekunden und kam auf Rang acht. Die Erfurterin schaffte damit wie Pechstein und Wolf auf Anhieb die nationale Olympia-Qualifikation für Sotschi ist. Nach den Vorgaben des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ist dafür ein Weltcup-Platz in den Top Acht nötig.