X-Games: Ein Deutscher und olympisches Flair

Barcelona (dpa) - Das olympische Flair in Barcelona soll mit zwei Jahrzehnten Verspätung auch die Trendsportelite zu Höchstleistungen treiben. 21 Jahre nach den spanischen Sommerspielen steigt auf dem legendären Berg Montjuic von diesem Donnerstag an das europäische X-Games-Highlight des Jahres.

Mehr als 200 Extremsportler messen sich bis zum Sonntag in 16 Wettbewerben - BMX-Fahrer Bruno Hoffmann hält als einziger deutscher Vertreter die schwarz-rot-goldene Flagge hoch.

„Da mache ich mir keine großen Gedanken. In der X-Games-Szene ist sowieso alles Multikulti, international, man redet fast nur englisch“, sagt der 20-jährige deutsche Barcelona-Exot Hoffmann. Und doch ist sein Auftritt für die Beobachter daheim eine wichtige Randnotiz vor den ersten deutschen X-Games vom 27. bis 30. Juni in München.

Tausende Menschen sollen in Barcelona an den Strecken stehen, wenn Hoffmann, der Weltmeister von 2012, auf dem Straßen-BMX-Kurs von Barcelona seine Kunststücke vollführt. Die spektakulärsten Shows aber dürften sich im Olympiastadion selbst abspielen: Dort, wo US-Star Carl Lewis bei den Sommerspielen 1992 zweimal zu Olympia-Gold hechtete, ist in dieser Woche die Heimat der Motorradfahrer und Rallye-Piloten.

„Die X-Games haben ihren Finger am Puls dessen, was neue Generationen mögen, während Olympia vielleicht eher für die traditionellen Sportarten steht“, sagt die US-Amerikanerin Janet Evans. Die viermalige Olympiasiegerin holte eine ihrer Goldplaketten 1992 in Barcelona, das Spektakel nun betrachtet sie als Zuschauerin.

In der Tat mutet der Trendsportmix, den die X-Games-Veranstalter für Barcelona zusammengestellt haben, wenig olympisch-etabliert an: Neben Motorrad-, Rallye- und BMW-Wettbewerben präsentieren sich auch die besten Skateboarder der Welt.

Alles Sportarten, die weit von olympischen Gedankenspielen entfernt sind, aber deren Aktive trotzdem die großen Bühnen suchen. Denn das X-Games-Spektakel lockt die Massen. Vor allem in Nordamerika ist die Begeisterung groß, obwohl einige der halbwöchigen Events mit ihrem ganzen Drum und Dran eher einer einzigen Werbeveranstaltung für den Mediengiganten und Veranstalter ESPN gleichen.

1995 feierten die X-Games ihre Premiere und entwickelten sich in den USA rasch zu einem sportlichen Highlight. Die Idee, das Ganze nach Europa auszuweiten, lag nicht fern. In diesem Jahr nun stehen erstmals Sommer-Events in den europäischen Metropolen Barcelona und München auf dem Programm.

Die sechs X-Games-Events des Jahres in Aspen/Colorado, Tignes (Frankreich), Foz do Iguaçu (Brasilien), Barcelona, München und schließlich Los Angeles sind allesamt Einladungsveranstaltungen. „Es darf nicht jeder mitfahren“, sagt Hoffmann. „Irgendwann bekommt man eine E-Mail mit der Einladung und wird gefragt, ob man die Einladung annehmen möchte - dann geht's los.“