St. Hubert Nachts in der Kirche
St. Hubert. · In St. Hubert gab es eine Führung mit Taschenlampen.
Aufgeregte Stimmen sind vor dem Hauptportal der Pfarrkirche St. Hubertus zu hören. „Was erwartet uns da wohl?“, „Wird das gruselig?“, „Ist es wirklich ganz dunkel in der Kirche?“ Zum ersten Mal bietet die katholische Pfarrgemeinde in St. Hubert bei Einbruch der Dunkelheit eine Taschenlampenführung durch die große Kirche an. Die Idee hatte Regina Gorgs, Gemeindereferentin in der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Kempen-Tönisvorst mit Schwerpunkt Kommunionvorbereitung.
„Ich habe mir das zusammen mit den sechs Katechetinnen ausgedacht, die die Vorbereitungsstunden der Kommunionkinder leiten“, sagt die 55-Jährige. Die Idee dahinter: „Die Kinder sind vielen visuellen Reizen ausgesetzt, es herrscht eine Reizüberflutung“, hat Gorgs festgestellt. Das Kleine, aber vielleicht doch Besondere werde dadurch oft nicht mehr wahrgenommen. Mit der Taschenlampenführung wolle das Team auf einzelne Ausschnitte des großen Ganzen hinweisen und sie – im wahren Sinne des Wortes – ins rechte Licht rücken.
Natürlich gehen die Gemeindereferentin und die Katechetinnen nicht unvorbereitet mit den 50 Teilnehmern durch das dunkle Gotteshaus. Vielmehr hat das Team die gut einstündige Führung intensiv vorbereitet. „Dabei haben wir schon festgestellt, wie viel es in der Kirche zu entdecken gibt“, erzählt Regina Gorgs. Und auch wenn sich die Taschenlampenführung in erster Linie an die Kommunionkinder, ihre Freunde und Geschwister richtet, sind auch die Erwachsenen begeistert. „Jetzt war ich schon so oft in der Kirche, aber all diese Kleinigkeiten habe ich noch nie so bewusst wahrgenommen“, sagt ein Teilnehmer am Ende.
Die erste Überraschung gibt es gleich zu Beginn. Statt durch das Hauptportal, betritt die Gruppe die Kirche durch einen Seiteneingang. Nur wenige rote Lichtpunkte – die Taschenlampen der Katechetinnen leuchten rot – führen in die Krypta. Im dunklen Raum verteilen sich die Besucher in den Bänken und an den Seiten. „Auch die ersten Christen sind in den Untergrund gegangen und haben sich heimlich in dunklen Katakomben getroffen“, erzählt die Gemeindereferentin. „Angst hatten sie nicht, denn sie wussten: Einer ist bei uns“, sagt Gorgs und lässt mit ihrer Taschenlampe ein Jesusbild aufleuchten, das in der Krypta hängt. Zwar sei Jesus am Kreuz gestorben, erzählt die 55-Jährige weiter, während eine Katechetin das Kreuz beleuchtet, „aber sie wussten, dass das nicht die letzte Station war.“ Kinder und Erwachsene hören gebannt zu. In der Krypta ist es ganz still. Die beiden Taschenlampen sind wieder ausgeschaltet, jetzt leuchtet nur noch eine Kerze im Raum. „Das ist das ewige Licht“, sagt Gorgs. Es weise auf einen besonderen Schrank hin. Jetzt wird der vergoldete Tabernakel angeleuchtet, dessen Edelsteine im rötlichen Licht der Taschenlampe funkeln.
Neben dem vermittelten Wissen über die Hintergründe und die Bedeutung der einzelnen Bilder und Kunstwerke in der Kirche, sind es Effekte wie diese, die die Besucher begeistern. Auch an der Kanzel, im Altarraum und im Gotteshaus selber finden sich spannende Themen, die die Kinder entdecken. Am Ende sitzen alle 50 Teilnehmer in der Kirche verteilt mit einer Kerze in der Hand und singen gemeinsam mit Katechetin und Chorleiterin Claudia Zonker ein Lied. Und auch das ist, bedingt durch den dunklen Kirchenraum, wirklich ein besonderes Erlebnis.