Analyse: Das Konklave und die Angst vor Verrat

Rom (dpa) - Die einzige Verbindung aus der Sixtinischen Kapelle nach außen ist in diesen Tagen ein Ofenrohr. Die Sicherheitsvorkehrungen bei der Papst-Wahl sind enorm. Die Angst vor Verrat und neuen Skandalen ist groß.

Bis zum „Habemus Papam“ ist alles streng geheim. Wer der neue Papst wird und was hinter verschlossenen Türen besprochen wird - das alles soll nicht an die Öffentlichkeit dringen. Die Vorkehrungen dafür hat der Vatikan pedantisch getroffen: Abhörsichere Räume, Abschottung der wählenden Kardinäle und die Androhung von drastischen Strafen. Gerade nach Skandalen wie der „Vatileaks-Affäre“ um gestohlene Dokumente und Verrat schwingt die Angst mit, dass irgendetwas aus der exklusiven Runde der Purpurträger durchsickert. Geheimhaltung ist oberstes Gebot während der Papstwahl.

Verstößt einer der Beteiligten dagegen, wird er automatisch exkommuniziert. Die Kardinäle schwören zu Beginn Geheimhaltung, auch alle Sicherheitsleute, Ärzte und Reinigungskräfte müssen vorher einen Eid ablegen. Tragen sie dennoch Informationen über die Wahl nach außen, sind sie automatisch aus der katholischen Kirche ausgeschlossen. Diese Regelung hatte Papst Benedikt XVI. vor seinem Rücktritt noch einmal verschärft. Zuvor lag es im Ermessen des neuen Papstes, wie ein Verräter bestraft wird.

Die Sicherheitsvorschriften sind dieses Mal besonders streng. Moderne Technologien machen es noch schwieriger, die Öffentlichkeit komplett auszuschließen, und der Vatikan fährt schwere Geschütze auf, um das zu gewährleisten. Ein Faradayscher Käfig in der Sixtinischen Kapelle und Störsender unter dem Boden sollen Abhöraktionen verhindern. Die Fenster wurden verhängt, die Kapelle gründlich nach Wanzen durchsucht.

Mit ihrem Einzug ins Gästehaus Santa Marta am Dienstagmorgen mussten die Kardinäle jeden Kontakt zur Außenwelt abbrechen. Fernsehen, Zeitung, Radio, Telefon, Internet - all das ist strikt verboten. Während der Wahl dürfen sie den Vatikan nicht verlassen. Das Gästehaus ist weiträumig abgesperrt, auf ihrem Weg zur Kapelle werden die Kardinäle begleitet.

Sie sollen sich nur auf die Abstimmung konzentrieren, ohne von außen beeinflusst zu werden. Mindestens genauso wichtig wie die Abschottung der Kardinäle ist dem Vatikan aber, dass nichts über die Wahl nach außen dringt. Was besprochen wird, wie viele Stimmen der neu gewählte Papst bekommen hat, wer die weiteren Kandidaten waren - all das soll geheim bleiben, auch wenn Einzelheiten nach dem Konklave meist doch irgendwie an die Öffentlichkeit gelangen.

Während der Wahl herrscht im Vatikan größtenteils Informationsstopp, nur über den Schornstein auf dem Dach der Kapelle wird die Öffentlichkeit über den Stand der Abstimmung informiert. Eine undichte Stelle wie bei der Wahl von Papst Benedikt XVI. 2005 will der Vatikan unbedingt vermeiden. Damals hatte der deutsche TV-Sender Phoenix etwa zehn Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe vermeldet, dass Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde.

Auch der „Vatileaks“-Skandal hat die Angst vor weiteren Skandalen geschürt. Über die Affäre diskutierten die Kardinäle auch in der Woche vor Beginn des Konklaves. Benedikt hatte entschieden, den vollständigen Bericht über den Skandal nur seinem Nachfolger zugänglich zu machen. Dennoch wird darüber spekuliert, ob die Affäre und der möglicherweise brisante Inhalt des Berichts nicht auch die Papst-Wahl beeinflussen könnten.