Analyse: Großer Bahnhof für Xi Jinping
Duisburg/Chongqing (dpa) - Großer Bahnhof nicht nur für den chinesischen Staatspräsidenten: Wenn Xi Jinping am Samstag im Duisburger Hafen zu Gast ist, wird er gemeinsam mit einer deutsch-chinesischen Wirtschaftsdelegation den weit gereisten Zug „Yuxinou“ in Empfang nehmen.
Der Güterzug verbindet seit 2011 den großen europäischen Binnenhafen Duisburg mit dem chinesischen Hinterland, genauer mit der Millionenmetropole Chongqing.
Bis zu dreimal in der Woche legt Yuxinou die 10 300 Kilometer zurück. Dabei passiert er große Teile Chinas, rollt durch Kasachstan, Russland, Weißrussland bis er über Polen in Deutschland ankommt. 16 Tage braucht der gigantische Gütertransport - von Terminal zu Terminal ist das fast doppelt so schnell wie der Seeweg und halb so teuer wie per Luftfracht, so der Duisburger Hafen.
Wenn der bis zu 650 Meter lange Zug mit seinen maximal 51 Containern einrollt, ist er durch mehrere Klimazonen gereist, hat zwischen Asien und Europa landschaftliche Extreme durchquert. „In Kasachstan oder Russland geht es auch mal sehr lange geradeaus“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn-Tochter DB Schenker, die die Linie gemeinsam mit der russischen Eisenbahn betreibt. In Europa und dem industriellen Ballungsraum um Chongqing ist es dann dichter besiedelt.
Mehrfach muss die Fracht umgeladen werden, weil die Spurbreite europäischer und chinesischer Gleise nicht mit denen in Russland übereinstimmt. Damit immer ortskundige Lokführer an Bord sind, wechseln sie an jeder Landesgrenze. Mit an Bord ist auch ein Sicherheitsdienst: „Der ist dafür da, dass genauso viel ankommt, wie eingeladen wurde“, so der DB-Schenker-Sprecher.
„Der Yuxinou-Zug ist der Beweis dafür, dass jede noch so große Entfernung überwindbar ist, wenn man Verbindungen herstellt, die Nutzen für beide Seiten bringen“, sagt Erich Staake, Vorsitzender der Duisburger Hafen AG. In China werde der Zug bereits als „neue Seidenstraße“ bezeichnet.
In Duisburg ist man stolz, dass die Güterzugverbindung beim mächtigsten Mann Chinas so große Aufmerksamkeit erregt hat, dass er sich auf seiner Europareise selbst ein Bild vom ankommenden Zug machen will. Für sein Land wie für die Logistikdrehscheibe Duisburg ist die Verbindung von großer Bedeutung. Ist sie doch ein direkter Handelsweg zwischen der boomenden Mega-Stadt in Zentralchina mit dem wichtigen Exportmarkt in Europa.
Für die industrielle Produktion internationaler Konzerne sei Zentralchina immer wichtiger geworden, sagt der DB Schenker-Sprecher, der Landweg erweise sich zunehmend als wichtige Alternative zu Luft- oder Seeweg. „Allein die Überführung der Container ab Chongqing zu einem chinesischen Seehafen dauert etwa drei Tage“. So hat sich Yuxinou auch neben der schon älteren transsibirischen Route über Moskau nach Peking etabliert, die mehr als 1000 Kilometer länger ist.
Insbesondere Elektronik-Artikel aus den riesigen Produktionsstätten von Firmen wie Hewlett Packard, Foxconn oder Acer werden über die Strecke auf die Reise geschickt - bis zu dreimal die Woche. „Es gibt saisonale Einschränkungen“, sagt Julian Böcker, Sprecher des Duisburger Hafens. Damit im kalten russischen Winter die Hightech-Geräte nicht durch den extremen Frost zerstört würden, seien es dann auch schon mal weniger Züge. Doch auch Baustoffe, Textilien oder Maschinenteile werden transportiert - bislang allerdings in größerem Umfang vom Reich der Mitte Richtung Europa als umgekehrt.
„Die Auslastung auf der Strecke China-Duisburg ist höher, weil dort riesige Industriezentren sind, deren Produkte über Duisburg verteilt werden“, sagt Böcker weiter. Wenn sich am Samstag jedoch die Aufmerksamkeit auf den Yuxinou-Zug richtet, könnte das auch in Deutschland mehr Interesse für die Verbindung wecken, hofft er.