Der Clown, der uns zum Weinen brachte: Robin Williams

San Francisco (dpa) - In Hollywood geht eigentlich immer nur eines - lustig oder ernst. Robin Williams konnte beides, manchmal in einem Film, ja sogar in einer Szene. Er war „der Clown, der Hamlet war“.

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Normalerweise hat ein Hollywood-Schauspieler seine eine große Rolle, mit der er sofort identifiziert wird. Aber welche sollte das bei Robin Williams sein? Mork vom Ork? Mrs. Doubtfire? Der Radiomann von „Good Morning, Vietnam“ oder der „Captain“ aus „Der Club der toten Dichter“? „Patch Adams“, „Jakob der Lügner“ oder der „König der Fischer“? Der verrückte Professor aus „Flubber“ oder der einsame Psychopath aus „One Hour Photo“, dem man gleichzeitig Angst und Mitgefühl entgegenbringt? Williams war all das. Und noch viel mehr.

Er war der Clown, der die Menschen zu Tränen rühren konnte. Kollegen und Fans weltweit trauern nach dem plötzlichen Tod des Hollywoodstars. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hat sich der 63-Jährige am Montag das Leben genommen.

Der Mann, der Millionen Menschen mit seiner Kunst berührte und ihnen so bei der Bewältigung ihrer Probleme half, kam gegen seine eigenen offenbar nicht mehr an. „Er kämpfte in letzter Zeit gegen Depressionen“, sagte seine Sprecherin Mara Buxbaum. Erst vor wenigen Wochen hatte sich Williams in einer Suchtklinik behandeln lassen.

„Heute Morgen habe ich meinen Ehemann und meinen besten Freund verloren und die Welt einen ihrer beliebtesten Schauspieler und liebenswürdigsten Menschen“, schrieb Williams Ehefrau Susan Schneider. „Mein Herz ist völlig gebrochen.“ Beide waren seit Oktober 2011 verheiratet. Es war Williams' dritte Ehe.

Selbst der US-Präsident kondolierte. „Er brachte uns zum Lachen. Er brachte uns zum Weinen“, erklärte Barack Obama. Und Williams habe sein Talent mit denen geteilt, die seine Hilfe brauchten, von Soldaten fern der Heimat bis zu den an den Rand Gedrängten auf den Straßen. Zweimal hatte Williams selbst Präsidenten gespielt, als Spaßmacher (Theodore Roosevelt 2006 in „Nachts im Museum“) und in einem Drama (Dwight Eisenhower vor genau einem Jahr in „The Butler“).

2006 bekannte sich Williams öffentlich zu seinen Alkoholproblemen, legte eine Drehpause ein und ging in Behandlung. Er sei 20 Jahre trocken gewesen, habe jetzt aber wieder mit dem Trinken begonnen, sagte er damals. Nach seinem plötzlichen Erfolg als Fernsehkomiker Ende der 70er Jahre hatte er nach eigenen Angaben viel Kokain und Alkohol konsumiert.

Der Erfolg war schnell gekommen. Der Mann, der eigentlich Politik studieren wollte, lernte an der legendären Juilliard-Schule in New York Schauspiel. Dabei war ein junger Mann, der lebenslang sein Freund wurde: Der spätere „Superman“ Christopher Reeve.

Williams machte immer das, was er ganz zu Anfang gemacht hatte: Stand-Up-Comedy. Alle seine Rollen hatten einen Hauch von Kleinkünstler, wie sie in Parks und kleinen Clubs auftreten. Eines sehr guten Kleinkünstlers allerdings. Als er den Außerirdischen „Mork vom Ork“ spielte, machte er so viele Faxen jenseits des Drehbuchs, dass man ihm einfach leere Zeilen ließ. Das war typisch Robin. Eine Seite von ihm.

Denn obwohl man den Schauspieler mit der markanten Nase und dem ebenso markanten Kinn immer wiedererkannte, war er zugleich wandlungsfähig wie wenige andere. Kein Wunder, dass er für „Good Morning, Vietnam“ (1987), „Der Club der toten Dichter“ (1989) und „König der Fischer“ (1991) dreimal für den Oscar nominiert wurde.

Der „Clown, der Hamlet war“ („Time“-Magazin) bekam Hollywoods höchste Ehre 1998 schließlich ausgerechnet als Nebendarsteller und ausgerechnet für ein Drama: In „Good Will Hunting“ spielte er, bärtig und ungewohnt still, einen einfühlsamen Psychotherapeuten, der einem jungen Genie (Matt Damon) den Weg aus dem Arbeitermilieu weist.

Zwar nannte „Entertainment Weekly“ ihn 1997 den „lustigsten Menschen der Welt“. Doch er konnte auch anders. In „Zeit des Erwachens“ (1989) half er als Arzt einem an einer seltenen Krankheit leidenden Patienten, gespielt von Robert De Niro. Für Terry Gilliam trat er in dem Großstadtmärchen „König der Fischer“ (1991) als verrückter und belesener Obdachloser vor die Kamera. In dem Thriller „Insomnia“ unter der Regie von Christopher Nolan lieferte er sich als Mörder mit einem Detektiv (Al Pacino) ein Katz-und-Maus-Spiel.

Im Oktober 2011 hatte Williams nach zwei gescheiterten Ehen wieder geheiratet, die Grafikdesignerin Schneider. „Ich hoffe, in den Erinnerungen wird nicht sein Tod vorherrschen“, sagte sie jetzt, „sondern die unzähligen Momente des Spaßes und des Lachens, das er Millionen gab“.