Erste Absturzopfer kehren in die Niederlande zurück
Die Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine sind auf ihrem letzten Weg. Die Niederlande holen sie zur Identifizierung heim. Während in Brüssel die EU-Außenminister beraten, ruft die Ukraine immer mehr Bürger in den Kampf.
Kiew/Charkow/Den Haag (dpa). Die Niederlande holen die ersten Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine zur Identifizierung heim. Der Mittwoch ist zum Tag der nationalen Trauer erklärt worden. Die Hintergründe der Katastrophe sind noch immer unklar - auch die Zahl der bislang geborgenen Opfer.
Die ukrainische Führung in Kiew ordnete eine weitere Teilmobilmachung an, um den Druck auf die prorussischen Separatisten im Osten zu erhöhen. Die Außenminister der Europäischen Union (EU) gaben Russland eine Mitschuld am mutmaßlichen Abschuss der Boeing 777-200 mit 298 Menschen an Bord. Bei einem Treffen in Brüssel bereiteten die Minister schärfere Sanktionen gegen Moskau vor; auch Waffen-Exporte könnten verboten werden. Beschlüsse gab es aber nicht. Ungeachtet dessen halten sowohl Großbritannien als auch Frankreich an Waffen-Exporten an Russland fest.
Nach Angaben des US-Geheimdienstes soll die Boeing aus Versehen von prorussischen Kräften abgeschossen worden sein. Es könne sein, dass eine "schlecht ausgebildete Besatzung" ein Raketensystem nicht richtig beherrscht habe, sagte ein US-Geheimdienstbeamter am Dienstag.
Ein Kühlzug mit den sterblichen Überresten der Passagiere und Besatzungsmitglieder traf am Dienstag in der ostukrainischen Stadt Charkow ein, die von der Regierung in Kiew kontrolliert wird. „Nach vorläufigen Informationen sind 282 Leichen und 87 Leichenteile, die nach vorläufigen Angaben zu 16 Personen gehören, eingetroffen“, sagte der zuständige ukrainische Vizeregierungschef Wladimir Groisman.
In Charkow stand eine niederländische Hercules-Militärmaschine bereit. Nach einer ersten Untersuchung sollen die Opfer gruppenweise nach Eindhoven unweit der deutschen Grenze ausgeflogen und dann in einer Kaserne nahe Amsterdam identifiziert werden. „Wir wollen das so gut wie möglich und so schnell wie möglich machen“, sagte Rutte. Allein die Niederlande hatten bei dem Absturz 193 Tote zu beklagen.
Nach Angaben Ruttes waren auch die Flugschreiber der Boeing in dem Zug. Die Separatistenführung in Donezk hatte die Blackboxes in der Nacht an eine Delegation aus Malaysia übergeben. Dabei bestritt Separatistenführer Alexander Borodaj erneut, dass Aufständische das Flugzeug abgeschossen hätten. Die Flugschreiber sollen zunächst in Großbritannien ausgewertet werden.