Ein Mörder ohne Reue Ex-Sektenführer Charles Manson ist tot
Los Angeles (dpa) - Charles Manson war 36 Jahre alt, als er und seine treuesten Anhänger im Frühjahr 1971 für die Ermordung der schwangeren Schauspielerin Sharon Tate und weiterer Menschen zum Tode verurteilt wurden.
Dunkle Augen mit einem durchdringenden Blick,
umrahmt von einer wilden Haarpracht - dieses Bild des sogenannten
Hippie-Sektenführers brannte sich damals ins Bewusstsein seiner
Landsleute ein.
Zu einer Hinrichtung kam es nicht. Das Strafmaß wurde später - nach Aussetzung der Todesstrafe in Kalifornien - in lebenslange Haft umgewandelt. Nach vielen Jahrzehnten hinter Gitter ist Manson nun tot. Laut Mitteilung der kalifornischen Gefängnisbehörde starb er am Sonntagabend (Ortszeit) in einem Krankenhaus in Kern County (Kalifornien) eines natürlichen Todes. Er wurde 83 Jahre alt.
Kurz vor seinem 80. Geburtstag hatte die Gefängnisbehörde ein Foto von Häftling Nummer B33920 veröffentlicht. Es zeigte Manson mit starrem Blick, einem langen, grauen Kinnbart, den Schädel kahlrasiert, bis auf einen kurzen Schopf Haare. Das Hakenkreuz,
das sich Manson vor Jahrzehnten auf die Stirn tätowieren ließ, ist noch deutlich zu erkennen.
2012 hatte der zuständige Ausschuss seinen zwölften Antrag auf Freilassung abgelehnt. Die Bewährungskommission listete Dutzende Verstöße auf, die Manson hinter Gittern begangen haben soll, von eingeschmuggelten Handys bis hin zum Besitz selbstgebastelter Waffen. Zudem habe er keinerlei Reue für seine Taten gezeigt, hielt ihm das Gremium vor.
Freiheit für Manson war undenkbar, dafür waren die Mordtaten der sogenannten Manson-Family im August 1969 zu bestialisch. Mit Bajonetten, Pistolen und Messern hatte der Sektenführer seine Anhänger in die Villa der 26-jährigen hochschwangeren Sharon Tate geschickt, der Frau von Regisseur Roman Polanski. Dutzende Male stachen die Täter auf sie und das ungeborene Baby ein. Auch vier Besucher wurden brutal umgebracht. Am nächsten Tag ging das Morden im Haus des Supermarktketten-Besitzers Leno LaBianca und seiner Frau Rosemary weiter.
Manson selbst behauptete damals, nie getötet und niemanden dazu
angestiftet zu haben. Tatsächlich war er bei den Bluttaten nicht
dabei, doch Staatsanwalt Vincent Bugliosi stellte ihn in dem
Mordprozess als satanisches Monster und Drahtzieher dar, dem die
Anhängerinnen wie „hirnlose Roboter“ folgten.
Manson, der mit den Morden einen Rassenkrieg zwischen Schwarzen
und Weißen anstiften wollte, um am Ende selbst als Anführer
aufzutrumpfen, zeigte öffentlich nie Reue. In einem Fernsehinterview
im Jahr 1987 bedauerte er, nicht hunderte Menschen getötet zu haben.
Zum Schutz von Erde und Natur müsse die Bevölkerung dezimiert werden,
erklärte er. Manson lamentierte über Umweltverschmutzung,
schmelzendes Polareis und einen „sozialen Verfall“.
Als uneheliches Kind einer 16-Jährigen in Cincinnati (US-Staat Ohio) geboren, verbrachte er den größten Teil seiner Jugend
in Besserungsanstalten und Haftanstalten. 1967 stieß er im „Summer of Love“ in San Franciscos Hippie-Szene auf treue Gefolgschaft. Als erfolgloser Musiker aber charismatischer Redner predigte er von freier Liebe und hetzte gegen das Establishment.
Mansons mörderischer Wahnsinn wurde Stoff für Krimi-Bestseller, Filme und sogar Musicals. Das Pseudonym des amerikanischen Schock-Rockers Marilyn Manson („Antichrist Superstar“) mixt die Namen von Film-Ikone Marilyn Monroe und Charles Manson. 2014 feierte das Musical „Charles Manson - Summer of Hate“ im Hamburger Thalia-Theater Premiere. In der Fernsehserie „Aquarius“ geht David Duchovny als Detektiv Mansons Spuren nach.
Auch hinter Gittern setzte sich der Manson-Kult fort. 2013 sagte eine junge Frau dem US-Magazin „Rolling Stone“, dass sie als Teenager Kontakt zu Manson aufgenommen habe und ihn regelmäßig besuche. Sie erklärte in dem Interview, dass sie Manson, den sie für unschuldig halte, heiraten wolle. 2014 beantragte der frühere Sektenführer tatsächlich eine Heiratserlaubnis, doch die Gefängnis-Hochzeit blieb nach Angaben der Behörden aus.