Experte fordert Umdenken beim Hochwasserschutz

Rothenbuch (dpa) - Ein Umdenken beim Hochwasserschutz hat der Wasser-Experte des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Sebastian Schönauer, gefordert. Die Hochwasserkatastrophe wäre weniger schlimm ausgefallen, wäre den Flüssen in den vergangenen Jahren mehr natürlicher Raum gegeben worden, sagt er.

Schönauer ist beim BUND Hochwasserexperte und Sprecher des Arbeitskreises Wasser.

Hätte man verhindern können, dass das Hochwasser so schlimm wird?

Schönauer: „Wir sind der Meinung, dass viele Auswirkungen nicht so arg hätten sein müssen. Wenn seit den letzten Hochwassern das, was damals versprochen wurde, auch umgesetzt worden wäre. Zum Beispiel die Freigabe von Rückhalteräumen für das Hochwasser: Da ist nichts oder fast nichts geschehen. Man hat immer nur auf technische Hilfsmittel gesetzt, mit Erhöhung der Dämme und so weiter, und man hat gesehen: Das ist nicht die Hilfe, die wir brauchen, sondern wir müssen mit unseren Flüssen anders umgehen als in der Vergangenheit.“

Und zwar wie genau?

Schönauer: „Wir brauchen Deiche, die Hochwasser auch ab einer bestimmten Höhe drüberlassen, damit es sich in der Breite ergehen kann. Wir müssen aus Hochwasser Breitwasser machen: Das heißt, Überflutungsflächen müssen ausgewiesen werden und dürfen nicht mehr bebaut werden. Wir müssen uns erlauben, den Flussauen ihre ursprünglich möglichen Ausdehnungsflächen zurückzugeben. Wichtig wären auch die Entsiegelung großer Flächen, der Moorschutz und eine natur- und bodenschonendere Landwirtschaft.“

Könnte man dann Hochwasser ganz vermeiden?

Schönauer: „Besiegen kann man das Ganze nicht. Hochwasser wird es immer geben, insbesondere wenn sich die Klimaveränderungen weiter so auswirken wie in den letzten Jahrzehnten. Die Menschen wollten das nicht wahrnehmen. Aber wenn man innerhalb von zehn, zwölf Jahren drei Mal ein Jahrhunderthochwasser hat, dann zeigt es, dass wir völlig umdenken müssen. Es geht nicht so wie bisher - sondern hier muss ganzheitlich gedacht werden.“

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