Händler stehen nach Hochwasser vor Scherbenhaufen

Greiz (dpa) - Die Weiße Elster hat sich im thüringischen Greiz weitgehend in ihr Flussbett zurückgezogen, doch viele Ladenbesitzer stehen vor einem Scherbenhaufen. Noch einen Tag zuvor stand das Wasser hüfthoch in der Apotheke von Evelin Pester.

„Das Wasser floss durch den ganzen Laden“, erzählt sie. Zurückgeblieben sind Unmengen Schlamm, denen sie und ihre Helfer nun mit Schrubbern zu Leibe rücken.

Zwar konnte sie die Medikamente in Sicherheit bringen, doch viele Regale sind vom Wasser aufgequollen. In einem Hinterraum hat sie einen kleinen gelben Eimer stehen, in dem drei Fische schwimmen. „Die habe ich hier im Laden aus dem Schlamm gerettet.“

So wie Apothekerin Pester geht es etlichen Geschäftsleuten in Greiz an der Landesgrenze Thüringen-Sachsen. Und viele sind nicht gegen Hochwasser versichert - etwa Anne-Dore Dietz, die einen Imbiss direkt am Flussufer betreibt. „Man bekommt hier gar keine Versicherung gegen Hochwasser - und wenn, dann höchstens zu horrenden Beiträgen“, sagt sie. Den genauen Schaden vermag sie noch nicht abzuschätzen, sie weiß nicht, welche Elektrogeräte überhaupt noch funktionieren. „Der Schaden ist das eine, aber es kommt auch noch der Verdienstausfall hinzu“, sagt die 64-Jährige. „Eigentlich wäre das jetzt ein Grund aufzuhören, aber ich bekomme ja noch keine Rente.“

In Greiz war die Weiße Elster am Sonntag über die Ufer getreten und hatte nach Angaben des Krisenstabs die Rekordmarke aus dem Jahr 1954 von 5,50 Meter erreicht. Die Neustadt, wo Apothekerin Pester und Imbissbetreiberin Dietz ihre Geschäfte haben, musste evakuiert werden. Im Landkreis gilt seither Katastrophenalarm.

Am Dienstag sind nun die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Erst jetzt hat sich das Wasser so weit zurückgezogen, dass die Menschen überhaupt in ihre Geschäfte können. Auf der noch immer gesperrten Bundesstraße 94 am Flussufer versuchen Dutzende Helfer mit Besen und Schaufeln, den braunen Schlamm wegzuräumen. Sandsack-Barrikaden stehen nach wie vor an den Straßeneinmündungen, doch konnten sie die Katastrophe nicht verhindern.

Nun tuckern in den Ladenstraßen beiderseits der Weißen Elster Notstromaggregate, um Pumpen und Hochdruckreiniger zum Laufen zu bringen. Der Strom ist noch abgestellt. Wann sie ihre Läden wieder öffnen können, wissen die meisten Geschäftsleute nicht. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, erzählt Thomas Steudel, der eine Jobservice-Agentur betreibt. Auch er habe wegen der Nähe zum Fluss keine Elementarversicherung bekommen. Von der Politik erhofft er sich finanzielle Unterstützung, um den Schaden zu lindern. Ob diese Hoffnungen erfüllt werden, könnte sich schon am Nachmittag zeigen. Dann wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Greiz erwartet, um sich ein Bild von der Situation zu machen.

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