Hintergrund: Ägyptens Wirtschaft
Berlin (dpa) - Ägypten steht nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich unter starker Beobachtung. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält einen Milliarden-Kredit zurück, weil das Land Sparauflagen nicht garantieren kann.
In Deutschland steht Ägypten mit 2,5 Milliarden Euro in der Kreide. Ein bedeutender Handelspartner ist das Land nicht. 2012 (Stand Ende November) führte Ägypten Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro nach Deutschland ein. Die Bundesrepublik lieferte in diesem Zeitraum Güter im Wert von 2,4 Milliarden Euro nach Ägypten. Eine Auswahl der wirtschaftlichen Stärken und Schwächen des Landes:
STÄRKEN: Ägypten hat nicht nur eine strategisch gute geografische Lage nahe attraktiver Märkte, sondern auch einen großen Binnenmarkt. Dazu kommen eine junge Gesellschaft und eine relativ gute Infrastruktur - auch für den großen Wirtschaftszweig und Devisenbringer Tourismus. Der IWF bescheinigt Ägypten, nach der Revolution, seine gesamtwirtschaftliche Stabilität gehalten zu haben. Nun aber müsse dringend ein umfangreiches Programm her, das die Grundlagen für ein höheres und sozial ausgewogenes Wachstum schaffe.
SCHWÄCHEN: Wirtschaftlich geplagt wird Ägypten von seinen Staatsschulden, die inzwischen bei 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen. Für ein Schwellenland gilt dieser Wert als hoch. Dazu kommen ein wachsendes Haushaltsdefizit und Inflation. Die Währungsreserven verringerten sich seit Ende 2010 um mehr als die Hälfte auf 15 Milliarden Dollar (11,2 Milliarden Euro).
Die Arbeitslosenquote kletterte von neun Prozent vor der Revolution auf nun fast 13 Prozent. Investoren warten weiter ab, wie sich die politische Lage entwickelt. Auch der Tourismussektor schrumpfte durch die Unruhen im Land von 14,7 Millionen Gästen im Jahr 2010 auf 9,5 Millionen 2012 (Stand bis November).
Für das Bruttoinlandsprodukt gibt es 2013 eine Wachstumsprognose von drei Prozent. Sie wird nach Einschätzung von Experten aber durch die politische Unsicherheit gebremst. Dazu kommen ein starkes Sozialgefälle zwischen Arm und Reich, Stadt und Land sowie ein unzureichendes Bildungs- und Gesundheitssystem. Auch das ägyptische Steuersystem gilt als stark reformbedürftig.