Hintergrund: Der Kampf um Libyens Öl
Berlin (dpa) - Der Krieg der Aufständischen gegen Truppen des Machthabers Muammar al-Gaddafi ist auch ein Kampf um das libysche Öl. Rebellen kontrollieren bereits die meisten Exporthäfen.
Wieviel Öl hat Libyen?
Seine nachgewiesenen Erdölreserven wurden Ende 2009 mit 46 Milliarden Barrel (je 159 Liter) angegeben. Im vergangenen Jahr förderte das nordafrikanische Land 1,5 Millionen Barrel täglich. Mit einem Anteil von zwei Prozent an der weltweiten Förderung ist der Wüstenstaat einer der wichtigsten Ölproduzenten.
Wer kauft das Öl?
Deutschland steht mit 12,8 Prozent als Abnehmer für libysches Erdöl an zweiter Stelle hinter Italien (40 Prozent). Die Bundesrepublik bezog 2009 Importe aus Libyen für 2,8 Milliarden Euro, meist Öl und Ölprodukte. Öl-Exporte dominieren mit 95 Prozent der Einnahmen die Wirtschaft des arabischen Landes.
Hat Gaddafi noch die Macht über das Öl?
Nur noch über einen Teil. Truppen des Machthabers stehen unter anderem noch in der Stadt Al-Sawija westlich von Tripolis. Dort liegen ein großes Erdölfeld und die älteste Ölraffinerie des Landes. Aus der Region Al-Sawija wird Öl exportiert, das von westlibyschen Fördergebieten nahe der Grenze zu Algerien über Pipelines dorthin gepumpt wurde.
Kontrollieren die Aufständischen die Ölexporte?
Die Rebellen haben mit der Kontrolle über die meisten Exporthäfen den Schlüssel für Libyens Reichtum in der Hand. Die bedeutendsten Ölvorkommen liegen in der Wüste im Südosten des Landes. Pipelines von dort enden in Häfen der Region Cyrenaika und an der Mittelmeerbucht Große Sirte. Einheiten der Aufständischen kontrollieren inzwischen alle strategisch wichtigen Ölhäfen im Osten des Landes. Allein im größten Hafen Al-Brega wurden vor den Unruhen jährlich 300 Tanker und andere Frachtschiffe abgefertigt.