Hintergrund: Die Gaddafi-Familie

Berlin (dpa) - Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi hat mehrere seiner Kinder in Schlüsselpositionen seines Landes untergebracht. Einer von ihnen, Chamies al-Gaddafi, soll nun Opfer eines Kamikaze-Piloten geworden und in einem Krankenhaus in Tripolis gestorben sein.

Gaddafi ist seit 1970 in zweiter Ehe mit der Krankenschwester Safija Farkash verheiratet. Mit ihr hat der Diktator sieben Kinder. Ein weiterer Sohn stammt aus einer Kurzehe:

MOHAMMED AL-GADDAFI (geb. 1970): Der Informatiker leitet das staatliche Post- und Fernmeldeunternehmen. Zudem besitzt er zwei libysche Mobilfunk-Anbieter. Er ist das einzige Kind von Gaddafi und der vermögenden Offizierstochter und Lehrerin Fatiha. Die Ehe wurde 1969 nach einem halben Jahr geschieden. Mohammed Al-Gaddafi führt zudem das Nationale Olympische Komitee.

SAIF-AL-ISLAM AL-GADDAFI (geb. 1972): Sein Vorname wird mit „Schwert des Islams“ übersetzt. Nach einem Studium der Architektur und Wirtschaftswissenschaften in Tripolis, Wien und London gründete er 1999 die formal unabhängige Gaddafi-Stiftung für Entwicklung. Ihm gehören mehrere Wirtschaftsunternehmen. Nach Kritik am Führungsstil seines Vaters hatte er 2006 vorübergehend das Land verlassen. Seitdem gilt er im westlichen Ausland als möglicher reformorientierter Nachfolger des Diktators.

AL-SAADI AL-GADDAFI (geb. 1973): Er besuchte die libysche Militärakademie und hat - wie sein Vater - den Rang eines Obersten. Nachdem er als Kommandant einer Eliteeinheit Islamisten in Libyen bekämpft hatte, ging er 2003 als Fußballprofi nach Italien. Er stand dort bei mehreren Erstligamannschaften unter Vertrag, kam aber kaum zum Einsatz, bevor er sich nach Doping-Vorwürfen verabschieden musste. Heute ist Al-Saadi Präsident des libyschen Fußballverbandes.

MUTASSIM BILLAH AL-GADDAFI (geb. 1975): Er absolvierte eine militärische Ausbildung in Libyen und Ägypten. Nach einem Zerwürfnis mit dem Vater floh er vorübergehend nach Ägypten. Später durfte er zurückkehren und befehligt nun die einflussreiche Präsidentengarde. In den vergangenen Jahren wurde Mutassim Billah wiederholt vom Vater mit wichtigen politischen und diplomatischen Aufgaben betraut.

AISCHA AL-GADDAFI (geb. 1976): Die Juristin ist die einzige Tochter des Herrschers. Sie studierte in Tripolis und Paris. Aischa gehörte zu der Gruppe von Rechtsanwälten, die den gestürzten und später hingerichteten irakischen Diktator Saddam Hussein verteidigte. Sie ist seit 2006 mit einem Cousin ihres Vaters verheiratet und leitet heute eine libysche Wohltätigkeitsorganisation.

HANNIBAL AL-GADDAFI (geb. 1977): Der Absolvent der Militärakademie in Libyen geriet durch seinen luxuriösen Lebensstil und Gewalttaten in die Schlagzeilen. 2005 soll er eine Freundin in einem Pariser Hotel niedergeschlagen haben. 2007 verhaftete ihn die Schweizer Justiz, weil er in Genf Hausangestellte misshandelt haben soll.

SAIF-AL-ARAB AL-GADDAFI (Geburtsjahr unklar): Über diesen Sohn ist wenig bekannt. Unterschiedliche Angaben zu seinem Geburtsjahr reichen von 1979 bis 1988. Er soll in München studiert haben, wo Saif-al-Arab mehrfach der Polizei auffiel, unter anderem wegen seines besonders lauten Ferraris und wegen Schlägereien in Nobel-Diskotheken.

CHAMIES AL-GADDAFI (geb. 1980): Der nach Medienberichten nun getötete Sohn ist ebenfalls weitgehend unbekannt. Nach einer militärischen Ausbildung in Russland soll er zuletzt eine wichtige Funktion im libyschen Sicherheitsapparat bekleidet haben.

MILAD AUBUSTAIA AL-GADDAFI (Geburtsjahr unklar): Muammars Neffe wurde von dem Herrscher adoptiert. Während eines US-Bombenangriffs auf Tripolis 1986 soll er nach libyscher Legende das Leben des Machthabers gerettet haben. Die 15 Monate alte Adoptivtochter Hana wurde bei dem Bombardement getötet.