Hintergrund: Die Türkei seit der Parlamentswahl im Juni

Istanbul (dpa) - Seit der Parlamentswahl am 7. Juni überschlagen sich die Ereignisse in der Türkei. Ein Überblick:

7. Juni: Die islamisch-konservative AKP verliert bei der Wahl die absolute Mehrheit. Grund ist der überraschende Erfolg der pro-kurdischen HDP, der der Sprung über die Zehn-Prozent-Hürde gelingt.

9. Juni 2015: Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan beauftragt den AKP-Vorsitzenden und bisherigen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu mit der Bildung einer Koalitionsregierung.

20. Juli 2015: Attentat von Suruc - ein Selbstmordattentäter reißt in der südtürkischen Grenzstadt 33 Menschen mit in den Tod. Ziel sind Anhänger einer regierungskritischen Jugendorganisation. Die Regierung macht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für das Attentat verantwortlich, die sich jedoch nie dazu bekennt.

22. Juli 2015: Anhänger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK erschießen zwei Polizisten im südosttürkischen Ceylanpinar im Schlaf. Die PKK wirft den Beamten Kollaboration mit dem IS vor und bezeichnet die Tat als Vergeltung für den Anschlag in Suruc.

24. Juli 2015: Luftangriffe gegen IS und PKK - die türkische Luftwaffe bombardiert erstmals den IS in Syrien. Noch am selben Tag fliegt die Luftwaffe Angriffe gegen PKK-Lager im Nordirak. Der von der PKK im Jahr 2013 ausgerufener Waffenstillstand kollabiert.

29. Juli 2015: Die Türkei erlaubt den USA die Nutzung der Luftwaffenbasis Incirlik für Luftschläge gegen den IS in Syrien.

13. August 2015: Koalitionsgespräche der AKP mit der Mitte-Links-Partei CHP scheitern.

24. August 2015: Erdogan ruft Neuwahlen aus.

28. August 2015: Davutoglu bildet eine Übergangsregierung, die hauptsächlich aus AKP-Parlamentariern und formal Unabhängigen besteht. Die CHP und die ultrarechte MHP lehnen eine Beteiligung ab. Die HDP ist rund einen Monat mit zwei Ministern in der Regierung vertreten, die jedoch Ende September zurücktreten.

7. September 2015: Im südosttürkischen Daglica sterben 16 türkische Soldaten beim schwersten PKK-Angriff seit Wiederaufflammen des Konflikts im Juli.

7. September 2015: Rund 200 AKP-Anhänger versuchen, das Gebäude der regierungskritischen Zeitung „Hürriyet“ zu stürmen.

12. September 2015: Die Regierung hebt eine Ausgangssperre im südosttürkischen Cizre auf. Die Stadt war neun Tage von der Außenwelt abgeriegelt. PKK und Sicherheitskräfte lieferten sich dort Gefechte.

10. Oktober 2015: Attentat von Ankara - Zwei Selbstmordattentäter, die dem IS angehören sollen, sprengen sich in der Hauptstadt bei einer regierungskritischen Friedensdemonstration in die Luft. Mehr als 100 Menschen sterben. Die Behörden identifizieren einen der Täter als Bruder des Selbstmordattentäters von Suruc.

10. Oktober 2015: Die PKK setzt Angriffe aus, behält sich aber Selbstverteidigung vor. Die Armee setzt ihre Luftschläge fort.

28. Oktober: Die Polizei stürmt das Gebäude der regierungskritischen Mediengruppe Koza Ipek in Istanbul. Die beiden Fernsehsender und die beiden Zeitungen der Gruppe werden von Treuhändern auf Regierungskurs gebracht.