Hintergrund: Russische Straflager sind unterschiedlich streng
Moskau (dpa) - In den 736 russischen Straflagern sitzen nach offiziellen Angaben derzeit etwa 567 600 Häftlinge ein. Der Vollzug ist unterschiedlich streng.
Kremlgegner Alexej Nawalny ist zu „normaler“ Unterbringung verurteilt - das ist im vierstufigen Haftsystem die zweitniedrigste Form. Auch der Ex-Ölmanager Michail Chodorkowski sowie Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina von der Punkband Pussy Riot sind zu „normaler“ Straflagerhaft verurteilt.
Dabei dürfen sich Häftlinge in einem Lager, das bis zu 3000 Insassen fasst, frei bewegen. In einem Raum schlafen 20 bis 150 Gefangene, jedem Verurteilten stehen mindestens zwei Quadratmeter Platz zu. Frauen haben Anspruch auf drei Quadratmeter, wie es auch sonst kleinere Unterschiede für weibliche und männliche Insassen gibt.
Im Jahr stehen dem Familienvater Nawalny je vier kurze und lange Besuche zu sowie vier Telefongespräche von je 15 Minuten. Zudem darf jeder Häftling jährlich sechs Päckchen und sechs Pakete empfangen. Die Lager verfügen unter anderem über eine Bibliothek, eine Sauna und eine Kantine. Bei guter Führung können die Insassen in den „erleichterten“ Vollzug verlegt werden und damit öfter Besuch oder Pakete empfangen.
In welches Straflager Nawalny kommt, steht offiziell noch nicht fest. Solange das Urteil gegen den Oppositionspolitiker nicht rechtskräftig ist, bleibt er aber in einem Untersuchungsgefängnis.