Hintergrund: SPD-Hochburg Bremen
Bremen (dpa) - Das Bundesland Bremen ist seit Kriegsende fest in der Hand der Sozialdemokraten. Die SPD kann sich an der Weser bei jeder Bürgerschaftswahl seit 1947 auf ihre Stammwähler verlassen.
Bei acht Landtagswahlen erreichten sie die absolute Mehrheit, wie beispielsweise 1971 mit 55,3 Prozent der Stimmen.
Bei den Bürgern des Zwei-Städte-Staates waren die jeweiligen Bürgermeister fast durchgängig beliebt. Lediglich fünf Regierungschefs haben in rund 66 Jahren die Geschicke des Landes gelenkt, nur einer bekam einmal einen Denkzettel der Wähler.
Der derzeitige Präsident des Senats, Jens Böhrnsen, hat mit bald sechs Jahren noch die kürzeste Amtszeit. Er ist längst aus dem Schatten seines Vorgängers Henning Scherf herausgetreten, auch wenn Böhrnsen sich nicht ganz so volksnah gibt wie „der Lange“.
Scherf war 10 Jahre im Amt (1995-2005) und nahm gerne Bürgerinnen der Stadt in den Arm, was ihm den Spitznamen „Oma-Knutscher“ einbrachte. Auf je 20 Jahre brachten es der erste Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen (1945-1965) und sein Nachfolger Hans Koschnick (1965-1985). Der 82-jährige Koschnick genießt noch heute bei vielen Bürgern große Sympathie.
Bei den Wahlen steht vor allem der Bremer Regierungschef im Mittelpunkt. Insbesondere die SPD-Stammwähler stellen sich hinter ihren Bürgermeister. Nur einer der fünf Regierungschefs, Klaus Wedemeier, wurde von den Wählern nach dem Bruch der Ampelkoalition abgestraft. Unter seiner Führung fuhr die SPD 1995 mit 33,4 Prozent ihr schlechtes Ergebnis im Land Bremen ein. Nach zehn Jahren war seine Amtszeit damit beendet. Wedemeier ist bislang der einzige, der mit Ende einer Legislaturperiode aus dem Amt schied. Kaisen, Koschnick und Scherf nutzten jeweils die Halbzeit, um sich freiwillig zurückzuziehen und einem Nachfolger den Weg zu ebnen.