Interview: „Du läufst anders, du fühlst dich anders“
Den Haag (dpa) - Der Friedensnobelpreis geht an eine diskrete Institution in den Niederlanden. Die Den Haager Chemiewaffenkontrolleure sind überrascht
Die Arbeit bei der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) hat sich grundlegend verändert, sagt Sprecher Michael Luhan - nicht erst mit dem Friedensnobelpreis. Der Sprecher ließ am Freitag in Den Haag eine kleine Gruppe internationaler Medienvertreter hinter den Vorhang einer sonst eher schweigsamen Institution blicken.
Frage: Wann haben Sie von der Entscheidung des Nobelpreis-Komitees erfahren?
Antwort: Ich erfuhr davon, als ich am Morgen in das Büro des Direktors gegangen bin. Ein Assistent sprach gerade mit dem Nobelpreis-Komitee. Das war früh, so gegen 9, halb 10, 10 Uhr.
Frage: Woran haben Sie gedacht?
Antwort: Ich hatte Panik. Mein erster Gedanke war: Wir müssen irgendwie eine Pressekonferenz ins Leben rufen.
Frage: Was ändert sich für Sie?
Antwort: Diese Preisverleihung ist wirklich eine Inspiration. Du gehst anders, du fühlst dich anders. Du kannst deiner Familie, deinen Freunden und deinen Kollegen sagen: „Ich arbeite für eine Organisation, die den Friedensnobelpreis gewonnen hat“ - und das für den Rest deines Lebens.
Frage: Wie war die Reaktion bei der OPCW?
Antwort: Die Freude kann man in unserem Gebäude hier in Den Haag sehen: Die meisten gehen herum mit lachenden Gesichtern, überall umarmen sich die Leute. Als der Generaldirektor (Ahmet Üzümcü) eine Ansprache vor dem Exekutivrat hielt, gab es spontanes Klatschen, Jubeln, Händeschütteln und Umarmungen. Einige Kollegen, die ich anrief, kamen allerdings nicht - sie hatten Arbeit. Unsere Inspektoren in Syrien arbeiten in diesem Moment.
Frage: Wissen Sie schon, wer den Preis in Oslo entgegennehmen wird? Was machen Sie mit dem Preisgeld?
Antwort: Der Generaldirektor wird vermutlich nach Oslo reisen. Ich habe noch keine Idee, was wir mit dem Preisgeld machen. Wir haben den Preis gerade erst bekommen, das ist etwas, was wir uns erst noch überlegen müssen.