Manager: Absturz der Finanzmärkte heilsam

Berlin (dpa) - Der Absturz der Finanzmärkte ist nach Auffassung von Hedge-Fonds-Manager Karsten Schröder heilsam und folgerichtig. Denn der Kursaufschwung nach der Wirtschaftskrise sei viel zu rasant ausgefallen.

„Die starke Erholung an den Aktienmärkten nach der Wirtschaftskrise war übertrieben.“

Dies werde jetzt korrigiert, sagte Schröder in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es sei ein dauerhafter Rückgang des privaten und öffentlichen Konsums zu erwarten, der zuvor kreditfinanziert stark aufgebläht worden sei. Kurzfristig könne es noch weitere Einbrüche an den Märkten geben, doch mittelfristig dürfte der Boden gefunden sein, sagte der Manager - Chef eines Hedge-Fonds, der rund eine Milliarde US-Dollar verwaltet.

Auch die Aufregung über die derzeitige Abschwächung des Euro zur US-Währung sei nicht zu verstehen, sagte Schröder, helfe dies doch der Währungsunion. „Wenn der Euro an Stärke verliert, profitiert speziell Deutschland als Exportwirtschaft.“

Von einer Krise der Finanzmärkte zu sprechen, verdrehe die Fakten: „Denn es ist keine Krise der Finanzmärkte, sondern eine Krise der Politik, der europäischen Haushalte, die auf die Märkte durchschlägt“, sagte Schröder. Die Verantwortung trügen allein die Politiker, die sich mehr mit der Gesundung der Haushalte als mit den Finanzmärkten beschäftigen sollten. „Es ist ein Ablenkungsmanöver, weil die Staaten ihre Haushalte nicht in Ordnung bringen.“

Auch von einer Attacke der Finanzmärkte auf die Euro-Krisenstaaten könne keine Rede sein. „Es geht nicht darum, dass die Finanzmärkte ein Land abschießen, sondern schlicht darum, dass sie es nicht mehr finanzieren wollen.“ Griechenland sei über ein Jahrzehnt in eine bankrotte Lage gewirtschaftet worden. Das habe nichts mit den Finanzinvestoren zu tun.

„Griechenland ist so stark überschuldet und die Produktivitätsunterschiede zu den übrigen Euroländern sind so groß, dass sich das Land im Euro-System nicht erholen kann“, ist Schröder überzeugt. Allein durch Sparen könne das Land nicht mehr auf die Beine kommen, sagte der Manager. Eine geordnete Insolvenz und Ausscheiden aus dem Euro-System sollte kein Tabu sein. „Was bringt es, wenn eine Regierung dem politischen Gedanken des Euro hinterherhängt?“, wenn zugleich die Arbeitslosigkeit im Land rapide steige, die Wirtschaft unproduktiv seit und es kein Wachstum gebe. „Wer soll dort investieren?“

Nach Auffassung Schröders sollten sich die privaten Investoren weit mehr als bislang vorgesehen an einer Griechenland-Schuldenlösung beteiligen. Bei deutlich über 300 Milliarden Euro Schulden, die das Land habe, könnte ein Schuldenschnitt von 50 Prozent eine tragfähige Lösung darstellen. Der Markt habe das schon vorweggenommen, denn griechische Anleihen seien dort nur noch rund die Hälfte wert, erklärte Schröder, dessen Fonds selbst nicht in den Krisenstaaten engagiert ist.

Nach seiner Ansicht sollten diejenigen die Anleihen der Krisenstaaten gekauft haben und bislang die Gewinne einstreichen durften, nicht auch noch bei ihren möglichen Verlusten auf staatliche Hilfe hoffen. Zunächst sollte deshalb das gesamte Eigenkapital der Banken herangezogen werden, dann könnten die staatlichen Garantien greifen, um Banken zu retten.

Das Euro-System könnte dann eine Zukunft haben, wenn es gelänge, einen Nord- und einen Süd-Euro zu schaffen werde. „Denn dann kommen Staaten zusammen, deren Produktivität und Wirtschaftszyklen leichter anzugleichen sind“, meint Schröder.

Hedge-Fonds sind Kapitalanlageunternehmen, die weit weniger scharf reglementiert werden als Banken. Sie sind nicht auf regelmäßige Erträge aus, sondern auf hohe Renditen mit entsprechend größeren Risiken. „Privatanleger sollten von Hedge-Fonds die Finger lassen, weil die Produkte zu kompliziert sind“, warnte Schröder. Sein Fonds arbeite nur mit institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds, Versicherungen oder Staatsfonds zusammen.