Porträt Mark Rutte: sein Handy, sein Klavier, seine Mutter

Den Haag (dpa) - Der alte kann der neue sein: Mark Rutte hat nach der Parlamentswahl in den Niederlanden gute Chancen, Ministerpräsident zu bleiben. Er ist es schon seit sieben Jahren. Rutte - 50 Jahre alt und 1,95 Meter groß - führt ein ungewöhnliches Leben für einen Spitzenpolitiker.

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SEINE HERKUNFT: Rutte ist ein Nachzügler: Sein Vater war schon 58, als er geboren wurde. In der elterlichen Wohnung herrschte eine nostalgische Kolonial-Atmosphäre: Der Vater hatte lange Jahre in Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien, verbracht und vermisste im kühlen Holland die Palmen.

SEIN TRAUMBERUF: Seit seiner Kindheit spielt Rutte leidenschaftlich gern Klavier und wollte mit zwölf Jahren sogar Konzertpianist werden. Sein Lehrer hielt ihn aber davon ab: So gut sei er auch wieder nicht.

SEIN SCHICKSALSSCHLAG: Als Rutte 22 war, starb sein 18 Jahre älterer Bruder - sein „großes Vorbild“ - an Aids. „Sein Tod hat meine Einstellung zum Leben drastisch verändert“, sagte er darüber. „Mir ist seitdem klar, dass ich nur dieses eine Leben habe.“

DIE FRAU IN SEINEM LEBEN: Ist seine Mutter, Hermina Cornelia Dilling (94). Sonst ist da niemand. „Die letzte Beziehung, die ich hatte, war in meiner Studentenzeit“, gestand er vergangenes Jahr in einem Fernsehinterview. Schwul sei er aber nicht: „Ich bin einfach noch nicht der Richtigen begegnet.“ Meistens vermisse er nichts, manchmal aber doch. „Das letzte Tabu in den Niederlanden ist, allein stehend zu sein.“

SEIN HANDY: Obwohl seine rechtsliberale VVD eigentlich die Partei der Besserverdiener ist, ist Rutte für seine Anspruchslosigkeit bekannt. Die Zeitung „NRC Handelsblad“ nannte ihn einmal den „am wenigsten materialistischen Politiker seit Gandhi“. Er wohnt in einer kleinen Etagenwohnung in Den Haag, fährt einen alten Saab und besitzt kein Smartphone. Vergangenes Jahr überraschte er Apple-Chef Tim Cook im Silicon Valley, als er während eines Treffens sein prähistorisches Nokia-Tastenhandy hervorholte.

SEINE TEILZEITSTELLE: Seit 2008 unterrichtet Rutte jeden Donnerstagmorgen ehrenamtlich Gesellschaftskunde an einer Hauptschule in Den Haag. Die meisten Schüler haben dort einen türkischen oder marokkanischen Migrationshintergrund. Seiner Biografin Sheila Sitalsing zufolge hat Rutte den Unterricht fast noch nie abgesagt. Wenn er donnerstags zum Ministerrat nach Brüssel muss, wartet um 10.00 Uhr eine kleine Autokolonne mit laufendem Motor vor dem Schultor auf den „meester“ (Lehrer). Und dann geht's von dort beispielsweise auch zu einem EU-Gipfel mit Merkel und Hollande in Brüssel.

SEIN DAUERGRINSEN: Rutte grinst und lächelt fast ununterbrochen. Nach allem, was man weiß, war er schon immer so ein „vrolijk mannetje“ (fröhlicher Mensch). Er stellt sich auch grundsätzlich nur mit „Mark“ vor, und er soll die Geburtstage und Namen der Kinder zahlloser Mitarbeiter bis hin zu Polizisten im Kopf haben. Das ist nett, aber schon mancher Parteifreund hat daraus die falschen Schlüsse gezogen und geglaubt, er sei Ruttes ganz spezieller Freund. Wenn er dann plötzlich abserviert wurde, kam das böse Erwachen. Denn harte Entscheidungen trifft Rutte durchaus - mit einem Lächeln auf den Lippen.