Mehrere tausend Menschen protestieren gegen den Papst

Berlin (dpa) - Einige tausend Menschen haben am Donnerstag im Zentrum Berlins gegen den Besuch des Papstes protestiert.

Nach einer Auftaktkundgebung wollten die Demonstranten am frühen Abend vom Potsdamer Platz zur Hedwigs-Kathedrale am Bebelplatz, der Hauptkirche der Berliner Katholiken, ziehen. Auch Bundestagsabgeordnete nahmen teil, die die Rede des Papstes im Parlament nicht hören wollten.

Der Abgeordnete Rolf Schwanitz (SPD) sagte: „Ich lasse mich doch nicht einschüchtern, ich bin freier Bundestagsabgeordneter.“ Und weiter: „Ich finde das wichtig, dass man sich nicht wegduckt und ein Zeichen setzt.“ Der Auftritt von Papst Benedikt XVI. im Bundestag sei eine Verletzung des Neutralitätsgebotes des Staates.

Zu der Demonstration aufgerufen hatte ein Bündnis aus knapp 70 Organisationen, initiiert hatte es der Lesben- und Schwulenverband. Das Motto lautete: „Keine Macht den Dogmen“.

Ein Polizeisprecher sagte: „Bislang verlief alles ohne Störungen.“ Es seien nur einige Platzverweise erteilt worden, weil Demonstranten Absperrungen ignorierten. Ein Demonstrant sei wegen Beleidigung angezeigt worden, weil er ein Plakat mit der Aufschrift „Schweinepriester“ trug. Rund 6000 Polizisten waren im Einsatz, darunter zahlreiche Beamte aus anderen Bundesländern sowie von der Bundespolizei.

Unter den Gegendemonstranten waren Menschen aller Altersstufen. Viele kamen aus der linksalternativen oder homosexuellen Szene. Viele verkleideten sich mit lila Hemden oder goldenen Umhängen und Mützen als Priester oder Papst. Ein Jackett trug den Schriftzug: „Gottlos glücklich“. Auf einem Transparent hieß es: „Weniger Religion = mehr Menschenrechte“ und „Wir sind NICHT Papst!“.

Frühere Heimkinder wiesen auf den Missbrauchsskandal hin. Ein Mann trug ein Schild: „Heiliger Vater, ich bin ein Priesterkind, war 14 Jahre im Heim und wurde sexuell misshandelt.“ Am Brandenburger Tor hatten schon am Mittag knapp 100 frühere Heimkinder und Missbrauchsopfer demonstriert. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hatte weltweit Erschütterung ausgelöst.