Tragödie von Florida Nach Schulmassaker wächst Kritik am FBI
Parkland (dpa) - Das Schulmassaker von Parkland mit 17 Toten wühlt die USA nun zusätzlich wegen einer Kommunikationspanne auf.
Justizminister Jeff Sessions ordnete eine Untersuchung der Polizeiarbeit vor den tödlichen Schüssen im Bundesstaat Florida an: „Es ist jetzt klar, dass es Warnsignale gegeben hat und dass Hinweisen an das FBI nicht nachgegangen wurde“, sagte er am Freitag (Ortszeit) laut Medienberichten. „Wir müssen besser werden.“
Die US-Bundespolizei FBI hatte zugeben müssen, hinsichtlich des späteren Todesschützen Nikolas Cruz frühzeitig gewarnt worden zu sein. Weil der Anruf vom 5. Januar nicht weitergegeben wurde, erreichte er die Polizei vor Ort nicht.
Der 19-Jährige erschoss am Mittwoch mit einer halbautomatischen Waffe 17 Menschen an einer Schule in der Stadt Parkland, wie er inzwischen auch selbst eingestand. Ein Anrufer habe zuvor Hinweise auf Cruz gegeben - er habe auf dessen Obsession für Waffen hingewiesen und dass Cruz womöglich einen Überfall auf eine Schule plane, hatte FBI-Chef Christopher Wray vor dem Wochenende eingeräumt.
Politiker aus beiden großen politischen Lagern kritisierten das FBI und forderten weitere Aufklärung. „Es ist unentschuldbar, dass das FBI den vorgeschriebenen Abläufen nicht gefolgt ist“, sagte der republikanische Senator Marco Rubio aus Florida der Zeitung „USA Today“. Ted Deutch, demokratischer Abgeordneter aus Florida, sagte: „Wir brauchen Antworten vom FBI, um sicherzustellen, dass, wenn Zeugen Hinweise geben, das FBI ihnen nachgehen wird.“ Zuvor hatte der Gouverneur von Florida, Rick Scott, den Rücktritt des FBI-Chefs gefordert.
Cruz hatte am Valentinstag kurz vor Schulschluss das Gebäude betreten und einen Feueralarm ausgelöst. Seine Opfer kamen wegen des Alarms arglos aus den Klassenzimmern. Der 19-Jährige - ein ehemaliger Schüler der High School - wurde wenig später widerstandslos festgenommen. Aus Disziplinargründen war er von der Schule geflogen. Medien berichteten unter Berufung auf das FBI, Cruz habe seine Waffe legal erworben und besessen.
Der Sender CNN berichtete am Samstag, dass sich der Todesschütze zuvor in einem Gruppenchat mit Bekannten seit einem halben Jahr oft rassistisch, schwulenfeindlich und antisemitisch geäußert habe. Cruz sprach demnach mehrfach über seinen Hass auf Juden, Menschen mit dunkler Haut und Einwanderer.
Mexikaner wollte er töten, schwarze Menschen in Ketten legen und ihren die Köpfe abschneiden. Weiße Frauen, die Beziehungen zu Schwarzen führten, seien Verräterinnen. Auf eine Beleidigung von Homosexuellen antwortete er: „Schieß ihnen in den Hinterkopf.“ Laut CNN gibt es aber keine Hinweise darauf, dass Cruz oder einer seiner Chatpartner Mitglied einer rechtsextremen Gruppierung waren.
Auch nach Darstellung von Mitschülern sowie Verwandten und Nachbarn, die sich in US-Medien äußerten, hatte der junge Mann seit längerer Zeit psychische Probleme, er galt als auffällig und polizeibekannt. Ein Nachbar veröffentlichte ein Video, in dem Cruz vor dem Haus der Mutter mit einer Pistole hantiert - auf dem Kopf eine rote Baseballkappe mit der Aufschrift „Make America Great Again“, dem Wahlspruch von US-Präsident Donald Trump. Nach dem Tod der Eltern lebte er seit einigen Monaten bei der Familie eines Mitschülers.
Das Massaker von Parkland - etwa eine Autostunde entfernt nördlich von Miami - ist eines der folgenschwersten an einer Schule in den USA. Auch nach dieser Tat setzte in den USA wieder eine Diskussion über das Waffenrecht ein. Es ist aber unwahrscheinlich, dass daraus direkte Folgen abgeleitet werden. Befürworter schärferer Regeln für den Waffenkauf und -besitz stehen Gegnern jedweder Änderung gegenüber - diese haben politisch die Oberhand.
US-Präsident Trump legte auf Twitter eine psychische Störung von Cruz als Grund für die Tat nahe. Er rief dazu auf, solche „Fälle“ stets den Behörden zu melden. „Es ist traurig, dass so etwas passieren konnte“, sagte Trump, ohne auf die Waffenproblematik in den USA einzugehen. Er hatte vor einem Jahr ein Gesetz unterzeichnet, das psychisch Kranken den Erwerb von Waffen wieder erlaubte. Der Republikaner nahm damit eine erst kurz zuvor erlassene Verordnung seines demokratischen Vorgängers Barack Obama zurück.