Porträt Mollath: Pazifist, Sturkopf und Liebhaber schneller Autos

Nürnberg (dpa) - Gustl Mollath ist der bekannteste Psychiatrie- Insasse Bayerns, wenn nicht gar Deutschlands. Seit 2006 saß der 56-Jährige gegen seinen Willen im Bezirkskrankenhaus Bayreuth.

„Gustl ist ein hochintelligenter Mensch mit einem sehr starken Rechtsbewusstsein“, sagt sein Freund Gerhard Dörner über ihn. „Er kann aber auch ein ausgesprochener Sturkopf sein.“ Diese Eigenschaft habe ihn die jetzige schwere Zeit durchstehen lassen, ist Dörner überzeugt.

Mollath wurde 1956 in Nürnberg geboren und besuchte dort eine Waldorfschule. 1976 absolvierte er als zweitbester das Fachabitur und begann ein Maschinenbaustudium. Anschließend war er bei MAN im Controlling tätig.

Mollath liebt schnelle Autos - 1983 machte er sich selbstständig und beschäftigte sich mit dem Tuning von Sportwagen. Mollath ist auch Pazifist und Mitglied der Nürnberger Friedensbewegung. Im Jahr 2000 gab er in einem Brief an Papst Johannes Paul II. seinen Kirchenaustritt bekannt - als Grund nannte er die Haltung der Kirche zur deutschen Beteiligung am Kosovo-Krieg.

1991 heiratete Mollath. Seine Frau ist Mitarbeiterin der HypoVereinsbank - Mollath warf ihr später vor, in Schwarzgeldgeschäfte verwickelt zu sein. „Für mich stand fest, diese Tätigkeit muss aufhören“, sagte Mollath vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags. Seine Frau wollte dem jedoch nicht folgen. „Wenn sie ihren Kopf nicht durchsetzen kann, dann hat sie ein gewisses Rumpelstilzchen-Verhalten“, sagte Mollath über sie.

Der Ehestreit mündete in einen Rosenkrieg: Scheidung 2004, Misshandlungsvorwürfe, gegenseitige Strafanzeigen. Nach einem Strafprozess wurde Mollath in die Psychiatrie eingewiesen.

Bei allen öffentlichen Auftritten in den vergangenen Monaten versicherte Mollath, dass er nicht psychisch krank sei. Er geht scharf mit der Psychiatrie ins Gericht, die schlimmer sei als jede ordentliche bayerische Haftanstalt. Jede Nacht werde er alle zwei Stunden geweckt, leide an Schlafentzug. Mollath wehrt sich gegen Zwangsbehandlung mit Psychopharmaka. Er sei kein rachsüchtiger Mensch, betonte er. „Ich habe die Hoffnung, dass die Dinge positiv enden.“