Chronologie: Was bisher im NSU-Prozess geschah

München (dpa) - Seit Anfang Mai verhandelt das Oberlandesgericht München gegen Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Helfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU).

Ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse im Prozess:

6. Mai 2013 - 1. Verhandlungstag: Der erste öffentliche Auftritt von Beate Zschäpe. Ein paar schnelle Schritte zu ihrem Platz, dann kehrt sie den Fotografen und Kameraleuten den Rücken zu. Mit verschränkten Armen bleibt sie stehen, bis die Kameras aus dem Saal sind. So macht es die Hauptangeklagte seither an jedem Verhandlungstag. Die Verteidiger von Zschäpe und Ralf Wohlleben stellen Befangenheitsanträge, das Gericht setzt die Verhandlung für eine Woche aus. Schon der Prozessbeginn hatte sich um fast drei Wochen verzögert, nachdem das Bundesverfassungsgericht die Vergabe der Presseplätze beanstandet hatte.

14. Mai 2013 - 2. Verhandlungstag: Bundesanwalt Herbert Diemer verliest die Anklage. Zschäpe hört ohne sichtbare Regung zu. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Mittäterschaft bei allen Anschlägen der Gruppe vor - darunter zehn Morde und zwei Bombenanschläge. Zschäpe soll für die legale Fassade des Trios gesorgt haben. Das habe die Taten erst ermöglicht. Ihre Verteidiger erklären, dass sie sich nicht zu den Vorwürfen äußern werde. Nicht einmal bei der Feststellung der Personalien redet Zschäpe. Dabei bleibt es: Selbst wenn sie direkt angesprochen wird, lässt sie ihre Anwälte antworten.

4. Juni 2013 - 5. Verhandlungstag: Der Angeklagte Carsten S. sagt aus. Der 33 Jahre alte Neonazi-Aussteiger gibt zu, eine Pistole mit Schalldämpfer für die mutmaßlichen Terroristen besorgt zu haben. Laut Anklage handelt es sich dabei um die Waffe der Marke „Ceska“, mit der neun Menschen ausländischer Herkunft ermordet wurden.

6. Juni 2013 - 7. Verhandlungstag: Der Angeklagte Holger G. verliest eine vorbereitete Erklärung. Er gibt zu, dass er Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos über Jahre bei ihrem Leben im Untergrund unterstützt hatte. Unter anderem habe er ihnen 3000 Mark geliehen und seinen Reisepass und einen Führerschein überlassen. Einmal habe er ihnen im Auftrag des ebenfalls angeklagten Ralf Wohlleben eine Pistole gebracht. Von Terroranschlägen habe er aber nichts geahnt.

11. Juni 2013 - 8. Verhandlungstag: Carsten S. bringt die Ermittler auf eine neue Spur. Bei einem Treffen zur Übergabe einer Waffe im Jahr 2000 hätten Böhnhardt und Mundlos davon gesprochen, dass sie „irgendwo in Nürnberg in einem Laden eine Taschenlampe hingestellt“ hätten. Tatsächlich wurde im Juni 1999 bei der Explosion einer Rohrbombe in einer türkischen Gaststätte in Nürnberg ein 18-jähriger Putzmann verletzt. Die Bundesanwaltschaft ermittelt.

12. Juni 2013 - 9. Verhandlungstag: Ein handgeschriebener Brief von Beate Zschäpe aus dem Gefängnis an einen inhaftierten Neonazi aus Dortmund taucht auf. Darin erzählt sie von ihrem Haftalltag und ihren Erwartungen an den Prozess. Vor allem aber flirtet sie mit ihrem deutlich jüngeren Brieffreund.

20. Juni 2013 - 13. Verhandlungstag: Nach insgesamt 26 Stunden an acht Verhandlungstagen beendet das Gericht die Vernehmung von Carsten S. Er ist bislang der einzige Angeklagte, der aussagt und Fragen beantwortet.

24. Juni 2013 - 14. Verhandlungstag: Die blutige Realität der Mordanschläge erreicht den Gerichtssaal. Die Bekennervideos des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) werden vorgeführt, außerdem Bilder vom zweiten Mord der Rechtsterroristen in Nürnberg gezeigt. Zschäpe schaut nicht auf die Leinwand.

25. Juni 2013 - 15. Verhandlungstag: Ein Brandermittler erklärt, wie das die Wohnung der mutmaßlichen NSU-Terroristen in Zwickau in Brand gesetzt wurde. Zschäpe soll das Feuer gelegt haben. Es ist die einzige Tat, die sie unmittelbar selbst begangen haben soll.

9. Juli 2013 - 20. Verhandlungstag: Das Gericht beginnt mit der Beweisaufnahme zu der ersten Tat der Mordserie: Dem Mord an dem Blumenhändler Enver Simsek in Nürnberg am 9. September 2000. Unterdessen wird immer deutlicher, dass es ein langwieriges Strafverfahren wird: Der Vorsitzende Richter hat Termine bis Dezember 2014 vorgemerkt.

24. Juli 2013 - 27. Verhandlungstag: Ein Nachbar berichtet über gesellige Abende mit Zschäpe im Keller des Wohnhauses in Zwickau. Auf dem Fernseher stand ein Bild von Adolf Hitler. Mit Politik habe das aber nichts zu tun gehabt, sagt der Nachbar.