Porträt: Omar Suleiman - Schattenmann im Rampenlicht
Kairo (dpa) - Jahrzehntelang wirkte Omar Suleiman in Ägypten eher im Verborgenen. Seine Ernennung zum Vizepräsidenten inmitten der schweren Unruhen in Kairo rückte den bisherigen ägyptischen Geheimdienstchef ins Licht der Öffentlichkeit.
Der enge Vertraute von Präsident Husni Mubarak und subtile Vermittler in den komplizierten Nahost-Friedensgesprächen gilt vielen jetzt als möglicher Manager des Übergangs. Die US-Regierung würde ihn nach einem Bericht der „New York Times“ gerne an der Spitze einer Übergangsregierung sehen.
In einem Interview im staatlichen Fernsehen hat Suleiman jetzt versucht, mit einem umfassenden Verhandlungsangebot an die Opposition die Lage zu entschärfen. Auch der verbotenen Muslimbruderschaft bot er Gespräche an. Einen Rücktritt Mubaraks schloss er kategorisch aus. Stattdessen drängte er die Opposition zur Vorbereitung der Wahl eines Nachfolgers Mubaraks im August oder September.
Schon seit Jahren galt Suleiman als potenzieller Nachfolger des nunmehr in Bedrängnis geratenen Präsidenten. Die USA und Israel betrachten ihn als „Wunschpartner“, da er nicht nur den islamistischen Terror in seiner eigenen Heimat bekämpfte, sondern auch die pro-westliche Palästinenserfraktion um deren Präsidenten Mahmud Abbas gegen die islamische Hamas unterstützt.
Suleiman stammt aus der ländlichen Provinz Kena in Oberägypten, wo er nach unterschiedlichen Quellenangaben 1935 oder 1936 geboren wurde. Trotz dieser Herkunft gelang ihm in der Hauptstadt auch der gesellschaftliche Aufstieg. Neben seiner militärischen Ausbildung in Kairo hat er Politikwissenschaften studiert.
Nach einer Laufbahn in der Militärabwehr wurde er 1993 Chef des Allgemeinen Sicherheitsdienstes. Während seine Vorgänger stets nur im Verborgenen wirken durften, stand Suleiman seit 2000 in der Öffentlichkeit, meist an der Seite seines Präsidenten oder am Rande wichtiger Friedensverhandlungen.
Mehr als sein typisches Lächeln hatte er aber für die auf ihn gerichteten Fernsehkameras nicht übrig. Die Rolle des diskreten Schattenmannes steht ihm besser. Das Amt, das er am 29. Januar übernahm hatte Mubarak fast 30 Jahre unbesetzt gelassen hatte, obwohl es in der Verfassung vorgesehen ist.
Der General, der in den beiden Nahostkriegen 1967 und 1973 gegen Israel gekämpft hatte, war schon lange Mubaraks Mann für heikle Aufträge. Das unbedingte Vertrauen seines obersten Chefs errang er 1995, als dieser an einem Afrika-Gipfel in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba teilnahm. Elf ägyptische Extremisten waren ihm dorthin gefolgt und hatten auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt das Feuer auf die Präsidenten-Limousine eröffnet. Mubarak blieb unversehrt - denn Suleiman hatte am Tag zuvor dafür gesorgt, dass der ursprünglich eingeflogene „softe“ Wagen gegen ein Fahrzeug mit Panzerung ausgetauscht wurde.
Es heißt, der General sei auch nicht in die weit verbreitete Korruption im Lande verwickelt. Auch mit den schmutzigen und menschenverachtenden Praktiken der inländischen Geheimdienste soll er der wohlmeinenden Legende zufolge nichts zu tun haben.