Porträt: Physiker Haseloff ist der Wahlsieger
Magdeburg (dpa) - Reiner Haseloff (57) ist die Erleichterung nach dem Wahlausgang in Sachsen-Anhalt anzumerken. Seine Partei hat zwar rund drei Punkte im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren verloren, ist aber mit rund einem Drittel der Stimmen mit Abstand größte Partei geblieben.
Der voraussichtliche neue Ministerpräsident spricht von einem „sehr sehr schönen Tag für Sachsen-Anhalt und die CDU in Sachsen-Anhalt“. Dabei musste Haseloff bis zur letzten Minute bangen. Denn wenn die SPD stärker als die Linken abgeschnitten hätte, wäre auch eine rot-rote Landesregierung möglich gewesen - schließlich wollte auch SPD-Spitzenkandidat Jens Bullerjahn (48) die Staatskanzlei übernehmen. „Wir haben eine erfolgreiche Koalition in den letzten fünf Jahren gehabt“, sagt Haseloff zum schwarz-roten Bündnis. Und die Wähler wollten auch, das dies so bleibt.
Dabei muss Haseloff künftig ohne seinen Förderer Wolfgang Böhmer (CDU) auskommen. Denn mit 75 Jahren geht der bisherige Landesvater in den Ruhestand. Der promovierte Physiker Haseloff tritt damit in große Fußstapfen. 2002 wurde der frühere Arbeitsamtsdirektor Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und übernahm im Frühjahr 2006 die Leitung des Ressorts. Seitdem hat der verheiratete Vater von zwei Kindern, der auch CDU-Landesvize ist, kontinuierlich an seinem Bekanntheitsgrad gearbeitet.
Haseloff ist mehrmals in der Woche kreuz und quer im Land unterwegs. Er sucht das Gespräch mit Unternehmern und verteilt Förderbescheide - kaum eine Betriebseröffnung oder Grundsteinlegung, bei der sich Haseloff nicht blicken lässt. Gespräche mit potenziellen Geldgebern erklärte er nach der Landtagswahl 2006 zur Chefsache.
Haseloff kommt zugute, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Land seit geraumer Zeit positiv entwickelte: Die Arbeitslosigkeit ist niedriger als in den Vorjahren, auch wenn sie zuletzt noch bei 13,0 Prozent lag.
Bei der Vermittlung seiner politischen Ziele wirkt Haseloff aber oft hölzern - er neigt zu komplizierten, technisch klingenden Sätzen. Seinen Kritikern hört er zu, versichert aber schon im Wahlkampf: „Ich werde keinen Tanzunterricht nehmen, ich werde keinen Gesangsunterricht nehmen, ich werde so bleiben wie ich bin - egal ob das jemandem gefällt.“ Viele Wähler haben das akzeptiert.
Dass Haseloff CDU-Spitzenkandidat wird, war seit der Landtagswahl 2006 mehr und mehr deutlich geworden. Böhmer hatte den Katholiken schon im Frühjahr 2007 öffentlich als möglichen Nachfolger genannt. Haseloff hielt sich bei diesem Thema konsequent zurück und übte sich in Geduld. Die Strategie zahlte sich aus: Im Oktober 2010 wurde er mit 97,9 Prozent auf Platz eins der CDU-Landesliste gewählt.