Porträt: Wulf Gallert - wohl wieder nur Opposition

Magdeburg (dpa) - Ein wenig bedröppelt stand er da. Obwohl die Linkspartei ihr bisher bestes Landtagswahl-Ergebnis in Sachsen-Anhalt laut Hochrechnungen nur knapp verpasste, hat es für Wulf Gallert wohl nicht gereicht.

Er wollte die Linke zum Sieg führen und erster Regierungschef der Partei in einem deutschen Bundesland werden. Der 47-Jährige wird sich nun aber vermutlich erneut mit der Rolle des Oppositionsführers im Landtag in Magdeburg begnügen müssen.

Doch der rhetorisch starke Gallert ließ am Wahlabend nicht locker. Sollte die SPD zu ihren Zielen stehen, käme sie an einem rot-roten Bündnis nicht vorbei, betonte er immer wieder: „Wir haben klare politische Mehrheiten für den Kampf für einen gesetzlichen Mindestlohn, für höhere Tarifbindung, für längeres gemeinsames Lernen.“ Diese Mehrheiten müssten im Landtag nun zum Tragen gebracht werden. „Geht es um politische Inhalte oder geht es um Posten?“, fragte er mit Blick auf die Position der Sozialdemokraten.

Gallert, der dem Landtag seit 1994 angehört, führt seit 2004 die PDS- und spätere Linke-Fraktion. Zuvor war er rund zehn Jahre deren Parlamentarischer Geschäftsführer. In dieser Zeit profilierte er sich als Finanzexperte und scharfzüngiger Redner. Schon 2006 führte er seine Partei als Spitzenkandidat in den Wahlkampf und auf Platz zwei. Im den vergangenen Wochen zeigte er sich selbstbewusster denn je: „Wir treten an, um die Wahl zu gewinnen. Und ich trete an, um nach der Wahl Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt zu werden.“

Bereits als Fraktionsgeschäftsführer zeigte Gallert sein Talent als Vordenker und Strippenzieher hinter den Kulissen: Er gilt als ein „Vater“ des bundesweit damals heftig umstrittenen Magdeburger Modells, einer von den Linken tolerierten SPD-Minderheitsregierung. In der Zeit der Minderheitsregierungen von 1994 bis 2002 verhandelte Gallert die Haushalte mit und brachte zahlreiche Gesetze auf den Weg.

Der aus einer Lehrerfamilie stammende verheiratete Vater von zwei Kindern fährt gemeinsam mit Landesparteichef Matthias Höhn einen pragmatischen Kurs - und geht auch gerne mal auf Distanz zu allzu dogmatischen Genossen. So spielte die Debatte, ob sich die Linke an Regierungen beteiligen oder besser in der Opposition arbeiten soll, bei ihm nie eine größere Rolle - Gallert will gestalten. Wenig Verständnis hat er für die umstrittenen Kommunismus-Äußerungen von Bundesparteichefin Gesine Lötzsch - auch deshalb, weil die Diskussion zu Jahresbeginn potenzielle Linke-Wähler abgeschreckt haben dürfte.

Vor seiner Politiker-Karriere arbeitete der aus Havelberg stammende Gallert von 1983 bis 1990 als Lehrer. 1984 trat er in die SED ein. Nach der Wende engagierte er sich in der Kommunalpolitik, studierte Politik und leitete ein Jugendzentrum in Havelberg.