Porträts: Die Hauptdarsteller im Kirch-Prozess

München (dpa) - Leo Kirch versuchte seit Jahren, milliardenschweren Schadenersatz von der Deutschen Bank zu bekommen. Er machte das Geldhaus für den Zusammenbruch seines Medienimperiums verantwortlich.

Vor Gericht spielten unter anderem folgende Männer eine Hauptrolle:

LEO KIRCH - Der Auftritt des 84 Jahre alten und schwerkranken Mannes vor wenigen Monaten war die erste Sensation des neuesten Verfahrens in München. Fast blind und an den Rollstuhl gefesselt gab der Sohn eines fränkischen Winzers Auskunft über seine Version der Abläufe am Jahresbeginn 2002. Damals ging das Lebenswerk des Mannes unter, der über Jahre zu den mächtigsten Medienmännern des Landes zählte. Er hatte aus dem Nichts seit den 50er Jahren einen der mächtigsten Film- und Fernsehkonzerne Europas aufgebaut - und war am Ende gescheitert.

DIETER HAHN - Direkt nach seinem früheren Chef sagte der Jurist und Medienmanager aus. Hinter Kirch war Hahn die unumstrittene Nummer zwei hinter dem Firmenpatriarchen Leo Kirch. Der gebürtige Oberhausener war 1997 in die Geschäftsführung der Kirch-Gruppe berufen worden. Der heute 49-Jährige hatte zuvor einige Erfahrungen in der Medienbranche gesammelt und war unter anderem Nachwuchskraft beim Axel Springer Verlag in Hamburg und Madrid. Er war Vertriebsleiter der Boulevardzeitung „Claro“. Für Kirch fädelte er unter anderem den milliardenschweren Kauf der Fernsehrechte für die Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 ein.

ROLF BREUER - Es waren nur wenige Sätze, die der damalige Chef der Deutschen Bank im Januar in ein Reportermikrofon sprach. Breuer zweifelte in dem kurzen Gespräch die Kreditwürdigkeit Kirchs an. Wenig später ging der Medienkonzern unter. Kirch macht den Banker dafür verantwortlich. Von 2002 bis 2006 war Breuer Aufsichtsratschef, der Abschied von diesem Posten kam allerdings nicht ganz freiwillig. Schuld war auch die Causa Kirch.

JOSEF ACKERMANN - Der Schweizer wurde 2002 Nachfolger Breuers - als erster Ausländer auf diesem Posten. Er gehörte bereits zuvor dem Vorstand der Deutschen Bank an. Deshalb will das Gericht in München vom Manager hören, was vor dem Interview Breuers in der Bank geplant wurde. Ackermann ist wie kaum ein Banker eine Reizfigur. Ob sein Millionengehalt oder offene Worte zu schwierigen Finanzproblemen: der meist freundlich lächelnde Manager hat den Ruf eines knallharten Bankers. Zwei zum Siegeszeichen erhobene Finger im Mannesmann-Prozess 2004 haften ihm bis heute als Symbol von Arroganz an. Zugleich gilt der Banker als einer der einflussreichsten Männer der Republik.