Porträts: Libyens neue starke Männer

Berlin (dpa) - Während sich Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi an die letzten Zipfel seiner Herrschaft klammert, scharrt die Opposition bereits in den Startlöchern. Sie will endlich die politische Macht übernehmen.

Einige ehemalige Weggefährten Gaddafis haben sich in den vergangenen Monaten als Oppositionspolitiker profiliert. Sie werden als die neuen starken Männer gehandelt.

Wer am Ende beim Rennen um die Macht die Nase vorn hat, lässt sich derzeit nicht voraussagen. „Jetzt eine Person zu benennen, wäre ins Blaue geunkt. Es wird noch ein Hauen und Stechen geben“, sagt Prof. Andreas Dittmann, Libyen-Kenner und Geograf von der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Die Forschungsstelle des US-Kongresses hat eine Liste mit den prominentesten Oppositionspolitikern veröffentlicht, die künftig Schlüsselpositionen einnehmen könnten.

Mustafa Abdul Dschalil al-Fudhail: Vorsitzender des Übergangsrates. Der 59-Jährige studierte in der ostlibyschen Stadt Bengasi Jura und islamisches Recht. Er gilt als konservativ und frommer Muslim. Am 22. Januar 2007 wurde Dschalil Justizminister. Er bot Gaddafi und dessen Gefolgsleuten in einigen prominenten Justizfällen die Stirn und kritisierte Verstöße gegen Menschenrechte. Am Ende stand Dschalil auf verlorenem Posten. Als erster führender Politiker trat er am 21. Februar wegen des exzessiven Einsatzes von Gewalt gegen unbewaffnete Demonstranten zurück. Gaddafi war über die Fahnenflucht so verärgert, dass er 400 000 US-Dollar (278 000 Euro) für die Ergreifung des Abtrünnigen auslobte.

Mahmud Dschibril: Chef der Übergangsregierung. Der 59 Jahre alte Ökonom studierte unter anderem Politikwissenschaften in Ägypten und den USA. Dschibril leitete vor Beginn des Bürgerkrieges eine Denkfabrik: den Nationalen Ausschuss für Wirtschaftliche Entwicklung. Dieser sollte der Privatwirtschaft Impulse geben. Depeschen der US-Botschaft, die das Internet-Portal Wikileaks veröffentlichte, berichten von einigen Niederlagen, die der Chef-Reformer einstecken musste - wenn der Sicherheitsapparat beispielsweise Visa für US-Geschäftsleute verwehrte.

Ali al-Issawi: Sprecher und Außenbeauftragter. Der 45-Jährige repräsentiert die jüngere Generation im Übergangsrat. Allerdings gehörte Al-Issawi auch zu Gaddafis Führungszirkel. Im Januar 2007 wurde er zum damals jüngsten Wirtschafts- und Handelsminister berufen. Al-Issawi wurde in der Rebellenhochburg Bengasi geboren.

Abdulhafis Ghoga: Vize-Vorsitzender des Übergangsrates. Der Anwalt hat sich in der Rebellenhochburg Bengasi einen Namen in Menschenrechtsfällen gemacht. Allerdings ist er nicht unumstritten. Die „Revolutionsjugend“ verlangte in der vergangenen Woche seine Absetzung, weil er „nicht sympathisch“ sei. Gaddafis Sohn Saif al-Islam bezeichnete Ghoga in einem Gespräch mit der arabischen Tageszeitung „Asharq al-Awsat“ als Wendehals, der mit seinem Vater im Zelt gesessen und und dessen Politik in den höchsten Tönen gelobt habe.

Omar al-Hariri: Ist im Übergangsrat für militärische Angelegenheiten zuständig. Al-Hariri war an dem Putsch beteiligt, der Gaddafi 1969 an die Macht brachte. Der heute 67 Jahre alte General bekam die eiserne Faust des Revolutionsführers selbst zu spüren. Er wurde 1975 wegen der Beteiligung an Putschplänen festgenommen und zum Tode verurteilt. 15 Jahre später wandelte Gaddafi das Urteil in Hausarrest um. Die Rebellen feiern den General als Helden.

Fathi Terbil: Der junge Menschenrechtsanwalt ist im Übergangsrat für Jugendfragen zuständig. Am 15. Februar organisierte er in Bengasi eine friedliche Demonstration für die Einhaltung von Menschenrechten. Daraufhin nahmen Sicherheitskräfte Terbil fest. Die folgenden Demonstrationen für seine Freilassung weiteten sich dann zu den breiten Protesten gegen das Gaddafi-Regime aus.

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