Report: Berlin nimmt Terrorverdächtige fest

Berlin (dpa) - Keine zwei Tage sind die Worte von Innenminister Hans-Peter Friedrich alt: Der Terror sei nach wie vor eine reale Bedrohung für Deutschland, hatte der CSU-Politiker erst am Dienstag im Parlament gewarnt.

Jetzt hat die Berliner Polizei zwei mutmaßliche Terroristen festgenommen.

Der Verdacht: Die Männer arabischer Herkunft kauften chemische Substanzen in größeren Mengen, um damit einen Sprengsatz zu bauen. Von einem bevorstehenden Anschlag oder einem Anschlagsziel wissen die Ermittler zwar bislang nichts. Aber der Fall ruft vor dem zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 in Erinnerung, dass die Terrorgefahr in Deutschland noch lange nicht gebannt ist.

Die Festnahmen stehen zumindest auch in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem in zwei Wochen bevorstehenden Papstbesuch in Berlin und dem Jahrestag von 9/11 an diesem Wochenende. Wegen dieser kritischen Daten sind die Behörden besonders wachsam. Experten gehen zudem davon aus, dass die Terrororganisation Al-Kaida und ihre Ableger nach dem Tod ihres Führers Osama bin Laden im Frühjahr Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen wollen. Andererseits glauben die Ermittler aber auch, dass islamistische Terroristen sich bei ihren Planungen nicht unbedingt an Termine halten und auch nicht nach Jahrestagen richten.

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA ist auch Deutschland - vor allem wegen des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan - ins Fadenkreuz islamistischer Terroristen gerückt. Doch Innenminister Friedrich ist überzeugt, dass logistische Vorbereitungen wie damals für die Anschläge in New York heute nicht unentdeckt bleiben würden. „Das Gute ist, dass wir heute eine Vielzahl neuer Sicherheitsvorkehrungen haben und ständig in extremistischen Kreisen ermitteln“, sagte er jüngst der „Bild“-Zeitung. „Die größte Gefahr geht heute eher von Einzeltätern aus. Sie sind schwer zu entdecken.“

Die Sicherheitsbehörden haben etliche mögliche Terroristen in Deutschland schon länger genau im Blick - vor allem solche, die Terror-Camps im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet besuchten oder dies geplant haben. Auf mehr als 200 Islamisten trifft dieses Profil nach Angaben von Ermittlern zu. „Ein Teil ist immer noch da, weit mehr als 100 Dschihadisten sind jedoch nach Deutschland zurückgekehrt“, sagte Innen-Staatssekretär Klaus-Dieter Fritsche kürzlich dem Berliner „Tagesspiegel“. „Diese Leute sind besonders gefährlich, weil sie oft Kampferfahrung haben und ihnen in den Trainingslagern beigebracht wurde, mit Sprengstoff zu hantieren.“

Dass die Berliner Polizei nun zwei mutmaßliche Islamisten wohl in einem frühen Stadium der Anschlagsplanungen stellte, spricht für die Arbeit der Ermittler - oder für eine besonders vorsichtige Haltung, im Zweifel lieber festzunehmen. Erst im März hatte Deutschland den ersten vollendeten islamistischen Anschlag erlebt, als ein Einzeltäter am Frankfurter Flughafen auf US-Soldaten schoss und zwei von ihnen tödlich verletzte. Im April nahmen die Ermittler in Nordrhein-Westfalen drei mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder fest, die einen Anschlag geplant haben sollen.

Welche Dimension der Berliner Fall hat, werden die Ermittlungen erst noch zeigen müssen. Die Bundesanwaltschaft, die normalerweise bei Terrorfällen aktiv wird, schaltete sich zunächst nicht ein.