Report: Hoffen auf Sommermärchen der Sommermädchen

Berlin (dpa) - Fußball-Deutschland ist wieder in Party-Laune: Zum Auftakt der Frauen-WM versammelten sich am Sonntag Zehntausende von Fans vor den im ganzen Land ausgerollten Großbildleinwänden. Nur das teils regnerische Wetter störte die WM-Stimmung etwas.

Wo die Sonne schien, waren um die Hälse geschlungene schwarz-rot-goldene Blumenketten und bunte Hüte die Souvenir-Renner. Aber auch immer mehr Fähnchen in den Nationalfarben flatterten an Seitenscheiben der Autos. Besonders groß war die Hoffnung auf ein neues „Sommermärchen“ der „Sommermädchen“ in der Berliner City und im Olympiastadion, dem ausverkauften Schauplatz des offiziellen Eröffnungsspiels zwischen Deutschland und Kanada vor fast 74 000 Zuschauern.

Die Berlin-Touristen aus aller Welt unterbrachen gern ihre Sightseeing-Tour und freuten sich über die gute Laune: Eine Gruppe Mädchen spielte am Sonntag auf dem Breitscheidplatz nahe der Gedächtniskirche spontan ein kleines Fußballmatch. Junge Männer stimmten „Olé, olé, olé“ an und klatschten begeistert. Wenige Stunden vor dem Anpfiff im Olympiastadion war die Stimmung voller Vorfreude wie bei der Riesenparty zum Bundesliga-Aufstieg von Hertha und glänzend wie immer beim traditionellen Berliner Pokalfinale.

In Sinsheim, wo sich Nigeria und Frankreich (0:1) am Nachmittag noch vor dem deutschen Spiel gegenüberstanden, fieberten nicht nur die 25 475 Fans in der Rhein-Neckar-Arena mit. Auch die Veranstalter auf der Fanmeile des kleinsten WM-Ortes waren mit 2000 Besuchern hochzufrieden. „Wir sind freudig überrascht“, sagte die WM-Beauftragte von Sinsheim, Sandra Aisenpreis. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) schaute auf dem Weg zur Ehrentribüne auch noch auf der Fanmeile vorbei und sagte: „Ich freue mich drauf. Die WM wird die Gleichberechtigung der Frauen einen großen Schritt voranbringen.“

Im WM-Spielort Mönchengladbach hat die Fanmeile sogar ein Motto bekommen: „Starke Frauen“. Gut 4000 Menschen waren schon früh am Nachmittag da, bis zum Abend mit dem deutschen Spiel wurden rund 15 000 Besucher erwartet. Mit einer gelungenen Vorabend-Party hatte sich der Finalort Frankfurt eingestimmt. Die Main-Metropole startete mit dem Multimedia-Spektakel „Ballzauber“ ins Turnier und lockte mehr als 100 000 Besucher an, noch bevor der Ball rollte. WM-Botschafter Karl-Heinz Körbel sagte: „Unheimlich emotional und gut.“

Mit rund 650 Musikern und Trachtlern läutete WM-Spielort Augsburg als einzige Gastgeberstadt in Bayern das WM-Abenteuer ein. Der Festplatz erwies sich bei Sonnenschein sogar als zu klein, mehr als 2000 Fans kamen, zeitweise mussten die Eingänge gesperrt werden. Pech mit dem Wetter hatten am Samstag die WM-Städte Bochum und am Sonntag Dresden. Im Revier-Kneipenviertel „Bermudadreiecke“ regnete es längere Zeit ebenso wie einen Tag später an der Elbe. Unverdrossen kamen dennoch einige tausend Fans zum Public Viewing.

Von oben gut beschützt und in fröhlicher Grundstimmung feierten die Evangelische Kirche und die Deutsche Bischofskonferenz als Gastgeber mit Prominenz und Fans einen gemeinsamen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Bundespräsident Christian Wulff und Innenminister Hans-Peter Friedrich nahmen teil. Einige Gläubige unter den zahlreich versammelten Fans saßen schon in schwarz-weißen Trikots und mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen auf den Kirchenbänken.

Der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, sagte, es sei Grund zur Freude, dass der Frauenfußball immer mehr die Anerkennung erfährt, „die er auch verdient“. Weihbischof Jörg Michael Peters sagte: „Fußball verbindet Menschen, egal welchen Geschlechts, welcher Kultur oder Religion, welchen Alters oder welcher sozialen Herkunft.“ DFB-Präsident Theo Zwanziger sprach von der Kanzel eine Fürbitte um eine friedliche WM: „Gib, dass Hass und Gewalt keinen Raum finden in den Stadien und in den Städten.“