Rieschs feiert „Bronze wie Gold“ - Früh ins Bett
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Erst als ihre Dauerrivalin Lindsey Vonn geschlagen war, atmete Maria Riesch auf und legte glücklich ihren Kopf in den Nacken.
Stunden nachdem sie bei der Siegerehrung im Zielraum der Kandahar erstmals das Podest bei ihrer Heim-WM bestiegen hatte, lächelte sie am Abend bei der Medaillenfeier fast so glücklich wie eine Siegerin: Bronze im Super-G - der Auftakt zu ihren „Festspielen im Schnee“ ist gemacht.
„Ich trauere auf keinen Fall der verlorenen Goldmedaille hinterher. Bronze ist wie Gold für mich in dem Zusammenhang. Die Erleichterung ist riesengroß, ich hab jetzt lange gezittert“, sagte die jubelnde 26-Jährige am Dienstag nach dem Sieg der Österreicherin Elisabeth Görgl, die nach der Medaillenfeier im Ortskern noch einmal ihren WM-Song anstimmte und ein ähnliches Ziel wie Riesch hatte. „Mir steht ein hartes Programm bevor. Schauen wir, dass wir früh ins Bett kommen und ausgeruht in den Tag kommen“, sagte die deutsche Doppel-Olympiasiegerin.
Ihre Freundin Vonn hatte dagegen alles andere als einen erfreulichen Tag erlebt. Während Riesch gefeiert wurde, sprach die Amerikanerin nach Platz sieben enttäuscht in die Mikrofone. „Das war nicht ich, die heute gefahren ist, vielleicht war der Start die falsche Entscheidung“, meinte die entthronte amerikanische Titelverteidigerin. Nach einer in der vergangenen Woche erlittenen Gehirnerschütterung klagte Vonn über Schmerzen am Morgen und versteckte die traurigen Augen hinter einer Sonnenbrille. „Mein Kopf blieb immer hinter meinem Körper zurück.“
Als große Auftakt-Siegerin auf der eisigen Kandahar-Piste wischte sich Görgl bei der ersten Ehrung des Tages schon im Zielraum ein Tränchen aus dem Augenwinkel. Beim Satz auf das Podest durfte sie nochmals den offiziellen WM-Song hören, den sie am Vorabend zur Eröffnungsfeier gesungen hatte. „You're the hero“ - und erste WM-Heldin war sie. „Ich war nicht nervös am Start und auch nicht beim Singen, aber das im Ziel war ziemlich spannend“, schilderte die 29-Jährige.
Auch Riesch bangte, bis die Amerikanerin Vonn fernab der Edelmetallränge und so schlecht wie seit 15 Super-G im Weltcup nicht mehr ins Ziel kam. „Ich glaube, mein Puls war höher als während des Rennens“, sagte die Partenkirchenerin. „Es nimmt sehr viel von dem Druck weg, deswegen bin ich jetzt aber nicht weniger motiviert.“ Auf den zweiten WM-Titel nach Slalom-Gold von 2009 fehlten ihr 21/100 Sekunden, Silber holte Julia Mancuso aus den USA.
„Wir sind extrem happy, dass wir bei der ersten Entscheidung eine Medaille holen konnten. Es muss nicht immer Gold sein“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier über den fast perfekten Start. Es war „sicher so viel wie Gold wert.“
Auf der anspruchsvollen Piste, die Vonn am Vortag noch als „viel zu gefährlich“ kritisiert hatte, knallte Gina Stechert als zweite deutsche Starterin nach respektablem Auftritt bei ihrem Sturz in die Fangzäune. „Es ging alles sehr schnell, ich bin plötzlich aufgeschlagen“, sagte die Oberstdorferin, die sich dabei einen Bruch des „Daumen-Mittelhandknochens“ zuzog und operiert werden musste. Ihr drohte das WM-Aus. Weitere Informationen waren für Mittwoch angekündigt. „Ich werde wahrscheinlich in der Abfahrt alleine an den Start gehen. Das ist schade“, sagte Riesch
Stecherts nächster Einsatz war für die Abfahrt am Sonntag, für die am Mittwoch das erste Training anstand, geplant. Auch die österreichische Olympiasiegerin Andrea Fischbacher muss bangen. Sie stürzte und rutschte mehr als 100 Meter über die glasige Kandahar. Dabei erlitt sie Prellungen.
Für Viktoria Rebensburg war ihre Hoffnung auf den ersten Start vor heimischem Publikum hingegen bereits am frühen Morgen beendet. Die Riesenslalom-Olympiasiegerin musste ihre Teilnahme wegen einer viralen Grippe mit Fieber absagen. „Ich bin natürlich enttäuscht, nicht starten zu können, aber es macht in meiner derzeitigen Verfassung keinen Sinn“, sagte Rebensburg. Die 21-Jährige will in der zweiten WM-Woche im Riesentorlauf um den Sieg mitfahren.
Da jedoch Kathrin Hölzl ebenfalls nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte ist - die Weltmeisterin konnte wegen Rückenbeschwerden weiterhin nicht trainieren - dämpfte Damen-Cheftrainer Thomas Stauffer die Erwartungen für die weitere WM. „Eine Medaillenjagd oder Medaillenflut kann man sicher nicht erwarten, dafür sind wir zu dünn aufgestellt.“