Rede von Norbert Lammert Ruck-Rede an die Jammer-Deutschen

Dresden (dpa) - Bundestagspräsident Norbert Lammert hat am Tag der deutschen Einheit für ein selbstbewusstes, optimistisches und weltoffenes Deutschland geworben.

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„Das Paradies auf Erden ist hier nicht. Aber viele Menschen, die es verzweifelt suchen, vermuten es nirgendwo häufiger als in Deutschland“, sagte der CDU-Politiker am Montag beim zentralen Festakt in der Dresdner Semperoper mit Blick auf die hunderttausenden Flüchtlinge im Land.

Er monierte, dass die Deutschen das Bild ihres eigenen Landes viel zu negativ zeichneten. „Wir können und dürfen durchaus etwas mehr Selbstbewusstsein und Optimismus zeigen“, sagte er. Deutschland könne sich „durchaus eine kleine Dosis Zufriedenheit“ erlauben, wenn nicht sogar ein Glücksgefühl.“ Das heutige Deutschland sei sicher nicht perfekt, aber in besserer Verfassung als je zuvor.

An der Einheitsfeier nahmen Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehrere hundert weitere geladene Gäste teil. Lammert rief in seiner Festrede dazu auf, Zuwanderung als Chance für mehr Vielfalt zu begreifen. Er erinnerte daran, dass auch Deutsche während und nach dem Zweiten Weltkrieg zu Flüchtlingen wurden, und warb für eine weltoffene Gesellschaft. „Dieser Staat, dessen Einheit wir heute feiern, unsere Gesellschaft, kann und will Möglichkeiten eröffnen, ein Leben in Frieden und Freiheit zu führen.“

Während der Einheitsfeier demonstrierten vor Frauenkirche und Semperoper hunderte Menschen, darunter Anhänger der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung. Lammert wandte sich in seiner Rede auch direkt an die Demonstranten. „Diejenigen, die heute besonders laut pfeifen und schreien und ihre erstaunliche Empörung kostenlos zu Markte tragen, die haben offenkundig das geringste Erinnerungsvermögen daran, in welcher Verfassung sich diese Stadt und dieses Land befunden haben, bevor die deutsche Einheit möglich wurde“, sagte er.

Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) warnte in seiner Rede vor den Gefahren des Populismus. „Beschämt erleben wir, dass Worte die Lunte legen können für Hass und Gewalt“, sagte der Bundesratspräsident. „Das ist menschenverachtend und zutiefst unpatriotisch. Dem stellen wir uns alle entgegen.“ Vor dem Festakt waren teilnehmende Politiker von Demonstranten beschimpft worden