Vom Hinterbänkler zum Euro-Rebell: Frank Schäffler
Berlin (dpa) - Seit fast zwei Jahren tritt Frank Schäffler immer wieder in der Rolle des FDP-Rebellen gegen die Euro-Rettung auf. Davor und in seiner ersten Zeit im Bundestag zwischen 2005 und 2009 war von dem Betriebswirt kaum etwas zu hören.
Der damalige Hinterbänkler aus Nordrhein-Westfalen schaffte es nur selten in die Schlagzeilen. Das änderte sich mit jedem neuen Rettungspaket für den Euro. Zunächst erlangte der in Schwäbisch-Gmünd geborene 42-Jährige vornehmlich in US-Medien und englischen Blättern eine gewisse Berühmtheit, wenn es um Kritik am Krisenmanagement Berlins ging und Stimmen aus dem schwarz-gelben Regierungslager nötig waren.
Der breiten Öffentlichkeit in Deutschland ist der Vater von zwei Kindern seit seiner Initiative zu dem jetzt nur knapp gescheiterten Mitgliederentscheid gegen den Euro-Rettungsschirm ESM bekannt. Hätte sich Schäffler durchgesetzt, wäre es eng geworden für die Koalition.
Der Euro-Skeptiker hat seine parteiinternen Anhänger in der Gruppe „Liberaler Aufbruch“ um sich versammelt. Gebetsmühlenartig wiederholt er, dass die immer neuen Milliarden-Pakete katastrophal sind. Jeder Staat müsse sich selbst helfen. Privatisierung und Entstaatlichung sind für Schäffler urliberale Ziele, für die er eintritt.
Der Unruhestifter fällt dabei weniger durch lautes Poltern auf oder durch markige Sprüche und übertriebene Rechthaberei. Immerhin wechselte Schäffler während der Mitgliederbefragung zum Euro-Kurs ein wenig sein Äußeres: Statt sanftem und zu klein geratenem John-Lennon-Gestell trägt er seit einigen Wochen eine markante eckige Brille mit dunklem Rahmen. Das wirkt forscher und seriöser.
Gegner verbreiten gern die These, Schäfflers Alleingang sei auch Folge geplatzter Karriereträume nach dem fulminanten Wahlerfolg der Liberalen im Herbst 2009. Spitzenjobs erhielten andere. Im Finanzausschuss des Bundestages sitzt Schäffler, der zwischen 1997 und 2010 selbstständiger Berater des Finanzdienstleisters MLP war, seit etwa sechs Jahren. Seit 2010 ist der Abweichler auch Vorsitzender der „AG Bürokratieabbau der FDP-Bundestagsfraktion“.
Nach den nervenaufreibenden Debatten und wochenlangen innerparteilichen Streitereien rund um den Euro-Entscheid zeigte sich auch Schäffler erleichtert. Er sei froh, dass es nun vorbei sei, sagte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit FDP-Chef Philipp Rösler und schob nach: Er freue sich nun auf das Weihnachtsfest.