Porträt Von der Physik in die Politik: Merkels märchenhafte Karriere
Berlin (dpa) - Lange hat sie sich für ihre Entscheidung Zeit gelassen, sie zum „geeigneten Zeitpunkt“ zugesagt. Am Sonntagmittag in der CDU-Präsidiumssitzung in Berlin war dieser gekommen: Angela Merkel kündigte ihre neunte Kandidatur zum CDU-Vorsitz und ihre vierte Kanzlerkandidatur an.
Merkel erklomm im April 2000 als erste Frau die Spitze der von Männern dominierten CDU - in den Turbulenzen der Parteispendenaffäre. Vorher war sie Generalsekretärin unter dem damaligen Partei- und Fraktionschef Wolfgang Schäuble. Merkel forderte die CDU 1999 auf, sich vom Übervater Helmut Kohl zu emanzipieren, der die Namen von Spendern nicht nannte und sich so über das Gesetz stellte.
2005 wurde die Pfarrerstochter aus der DDR als erste Frau in Deutschland auch Bundeskanzlerin. Und mit damals 51 Jahren war sie bei der Amtsübernahme jünger als alle ihre Vorgänger. Seither führte sie zunächst eine schwarz-rote, dann eine schwarz-gelbe und seit 2013 wieder eine große Koalition. 2002 hatte sie nach langem Tauziehen noch zugunsten des damaligen CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber auf die Kanzlerkandidatur verzichtet. Rot-Grün gewann erneut die Wahl. Merkel verdrängte dann Friedrich Merz als Bundestagsfraktionschef und führte die CDU- und CSU-Abgeordneten bis 2005.
In die Politik kam die Physikerin überhaupt erst mit der Wende. 1989 trat sie zunächst dem „Demokratischen Aufbruch“ bei, 1990 dann der CDU. 1990 war sie auch Vize-Regierungssprecherin der letzten DDR- Regierung unter Lothar de Maizière und wurde schon Mitglied im Bundestag. Von 1991 bis 1998 war sie CDU-Vizevorsitzende unter Kohl und auch als Bundesministerin in seinem Kabinett.
Merkel wurde am 17. Juli 1954 in Hamburg geboren, zog mit der Familie dann nach Ostdeutschland. Sie ist in zweiter Ehe mit Joachim Sauer verheiratet.