Gast-Beitrag Wer heutzutage etwas mitzuteilen hat, muss ein Video produzieren Video-Botschaften: Spektakulär mit etwas Skandal

Die islamische Kultur hat uns in vielem bereichert, sogar der islamische Terror: Die Verbreitung politischer Bekenntnisse oder Dokumentation politischer Taten mittels privat, zum Teil sehr laienhaft, produzierter Videos, wird mehr und mehr Instrument der Kommunikation.

ARCHIV - Der Regisseur René Heinersdorff posiert am 20.03.2013 in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) im Theaters an der Kö. In Düsseldorf formiert sich der Heinrich-Heine-Kreis neu. In der Vereinssatzung steht nun ganz offiziell: Frauen dürfen nicht Mitglieder werden. Ob das im Sinne des Dichterfürsten Heine wäre? Foto: Horst Ossinger/dpa (zu dpa-KORR ««Gefährliche Weiber» - Heinrich-Heine-Kreis will keine Frauen» vom 22.05.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

Foto: picture alliance / dpa/Horst Ossinger

Auf Ibiza kann man nicht mal mehr in Ruhe ein paar Gläschen trinken und einer russischen Oligarchin imponieren und die CDU entschuldigt sich in einem offenen Brief dafür, dass sie dem Youtuber Rezo nicht per Videobotschaft auf sein Video antwortet. Nun liegt die Kernkompetenz der CDU vielleicht nicht unbedingt im Produzieren angesagter Youtube-Videos und die Wählerschaft der CDU, nein überhaupt die Leute, die noch wählen gehen, sind sicher in einem Alter jenseits der Generation Youtube, dennoch hat auch die CDU erkannt, dass die politische Auseinandersetzung über Video sehr breitenwirksam sein kann.

Man stelle sich einen AfD-Politiker vor, der von einem möglichen Schießbefehl an deutschen Grenzen bei illegalen Übertritten nicht nur auf einer Pressekonferenz spricht, sondern diesen per Videobotschaft, umringt von zwei vermummten Parteigenossen und deutschen Reichsflaggen, mit einer Kalaschnikow, die ihm die Russen sicher gerne leihen würden, im Anschlag, verbreitet. Die Wirkung wäre um Klassen breiter.

Einst war die Videobotschaft nur besonderen Anlässen vorbehalten, für den deutschen Bundespräsidenten, zum neuen Jahr oder den Staatsoberhäuptern, wenn es weihnachtet und ein Kerzlein brennt, oder Notre Dame.

Angela Merkel könnte sich selber eine Falle stellen und sich in einem Hotelzimmer mit einem arabischen Prinzen heimlich filmen lassen, wodurch Gründe bekannt würden, warum sie ihre Partei bei Wahlkämpfen nicht mehr unterstützt. „Der Merz kokst!“, „die Annegret ist lesbisch“ und „der Horst ist immer noch nicht abserviert“. Danach sagt sie einfach, sie wäre mit psychotropen Mitteln K.O geknockt worden, aber die Vermutungen, die jeder schon ahnte, wären in der Welt und alle hätten ein gewisses Verständnis. Das hätte man zwar auch, wenn sie einfach sagen würde: Ich habe einfach keinen Bock mehr, aber das ist nicht die Angela.

Christian Lindner könnte das Parteiprogramm der FDP in einem Video rappen. Wenn es einer kann, dann er. Tausende von Schülern würden danach freitags wieder freiwillig in den Unterricht zurückkehren und dieser Straßenfeger würde dem Klima helfen, weil das jeden interessiert und von der Corneliusstraße holt. Klaus Wowereit müsste eine virtuelle Führung über den Berliner Flughafen BER posten. Ein Musikvideo im Michael-Jackson-Stil mit Hartmut Mehdorn als Chor, bei dem gezeigt wird, wo die Lichter an und aus gehen und die S-Bahn abfährt.

Selten wo sonst kann man so ungestört und ohne Fluglärmbelästigung drehen. Zugegeben, ein Trailer zur Kommunalwahl in Bremen mit Andrea Nahles und Sigmar Gabriel wäre schwieriger, da man sich den nur anschauen könnte, wenn man das Ipad quer dreht, aber dafür hätte man die Verschlankung ja bei den Wählerstimmen.

Festzuhalten bleibt: Das Gespräch, der Brief, das Wahlprogramm, die Diskussion haben ausgedient. Spektakulär muss gedreht werden, was man unter die Leute bringen will. Mit einem Schuss Skandal, einer Spur Angstverbreitung, einem kleinen Geheimnis und am besten mit cooler Musik. Probieren wir es alle.

René Heinersdorff (Foto: Ossinger) führt das Theater an der Kö