Naturschutz in Neersen Storchennest wartet auf erste Bewohner
Neersen · Die Stadt Willich nennt ein erstes Storchennest ihr Eigen. Direkt an der Niers befindet sich der elf Meter hohe Aufbau. Hinter dem Projekt am Rande von Neersen stehen Stadt, Nabu Willich, Stadtwerke und Willicher Handwerksbetriebe.
Es ist ein Gemeinschaftsprojekt, auf das alle Teilnehmer mit Stolz blicken. Jeder hat etwas dazu beigetragen, um das große Ganze entstehen zu lassen. Wer mit dem Rad oder zu Fuß auf dem Niersweg in Neersen unterwegs war, der hat es auch schon gesehen. Dort steht, mitten in den Grünflächen vor einer kleinen Baum- und Strauchgruppe, seit neustem ein Storchennest. Elf Meter ragt der Aufbau in die Höhe. Es handelt sich um das erste Storchennest der Stadt Willich. Die Stadt, der Nabu Willich, die Stadtwerke und mehrere Willicher Handwerksbetriebe haben dieses Projekt gemeinsam auf die Beine gestellt.
Die Idee des Storchennestes hatte Udo Hormes vom Geschäftsbereich Stadtplanung der Stadt Willich. „Der eigentliche Gedanke war schon 2018 da. Wir haben Störche in Willich, ein Storchennest war die logische Schlussfolgerung“, sagt Hormes. Die Störche halten sich in den Niersauen auf. Als im vergangenen Jahr auf diesen feuchten Gebieten gleich 60 Störche gezählt wurden, war klar, die Idee von Hormes sollte umgesetzt werden. Mit der Unteren Naturschutzbehörde ging man auf die Suche nach einem geeigneten Standort. Gleich drei Plätze kamen in Frage. Das Rennen machte der Platz mitten in den von Gräben durchzogenen Grünflächen entlang des Niersweges in Neersen. Hierbei handelt es sich um eine Ausgleichsfläche der Stadt Willich. Der feuchte Boden ist der Lebensraum von zahlreichen Amphibien und bietet den Störchen damit entsprechende Nahrung.
„Für jedes Teil vom Storchennest gab es einen Spezialisten“, sagt Jack Sandrock, Leiter vom Nabu Willich. Kurios: Er selbst entdeckte das Metallgrundgerüst für das Nest auf dem Lobbericher Naturschutzhof und tauschte es gegen einen Rasenmäher ein, den der Nabu aufgrund einer Spende gleich zweimal besaß. In der Neersener Eva Lorenz Umweltstation erhielt das Nest sein Weidengeflecht. Es folgte das Kalken des Korbes, um den Störchen vorzugaukeln, dass dieses Nest schon von anderen Störchen als Brutstätte für gut befunden und genutzt wurde. „Wir kalkten dabei nicht nur das Nest. Der Kalk war noch nicht trocken, als wir das Nest aufstellten. Entsprechend sahen wir aus“, plaudert Jack Sandrock aus dem Nähkästchen.
Betriebe brachten sich ehrenamtlich ein
Die Gemeinschaftsbetriebe der Stadt Willich erledigten den Aushub und das Betonieren des Befestigungssockels. Auch eine Pumpe kam zum Einsatz, weil man bei den Arbeiten bereits ab einem Meter Tiefe auf Wasser traf. Die Eisenkonstruktion für den Beton lieferte Arno Lietz von der Willicher Bauunternehmung Siebes. Die Metallunterkonstruktion für den Mast gestaltete die Schlosserei Seefeldt. „Wir hatten erst ein Angebot für die Arbeiten abgegeben, weil es offiziell ausgeschrieben war. Aber dann haben wir uns gesagt, das machen wir ehrenamtlich, genau wie es die anderen Betriebe auch gemacht haben. Sich für den Naturschutz einbringen, ist wichtig“, sagt Heike Seefeldt-Billen.
Der Naturschutz liegt auch Roland Samanns vom gleichnamigen Willicher Dachdeckerbetrieb am Herzen. Er rückte mit einem Unimog und Kran an, um den von den Stadtwerken Willich gesponserten Mast hochzuziehen. Dabei handelte es sich um einen ehemaligen Strommast, der stolze elf Meter in der Länge mitbringt. Es gäbe auch noch weitere Masten für nachfolgende Storchennester, bemerkte Tafil Pufja, Geschäftsführer der Stadtwerke Willich. Sollte das Nest angenommen werden, so würden Nabu und Stadt gerne weitere Storchennester anlegen.
Man könne sich Willich als Storchenstadt vorstellen, so Monika Sandrock vom Nabu. „Wir müssen den Umwelt- und Klimaschutz in der Stadt Willich generell weiter nach vorne bringen. Das Storchennest ist ein Projekt, das zeigt, was alles geschaffen werden kann, wenn alle gemeinsam arbeiten. Ein Vorreiterprojekt, dem noch viele weitere folgen sollen“, sagte Gregor Nachtwey, Technischer Beigeordnete der Stadt Willich.
Nun thront das Nest mit seinem 1,30 Meter großen Durchmesser erst einmal auf dem Holzmast und wartet auf Störche, die sich vorstellen könnten, dort zu brüten. Wenn das Wetter mitspielt, werden die ersten Störche Anfang bis Mitte März am Niederrhein erwartet. Die direkte Zuwegung über einen Feldweg zum Nest wird abgesperrt, damit Störche dort ungestört brüten können. Beobachtungen können problemlos über den Niersweg erfolgen – ein Wirtschaftsweg, der von Fußgängern und Fahrradfahrern genutzt werden kann.