Absatzkrise bei E10: Konzerne sollen aufklären
Berlin (dpa) - Auf die Absatzkrise beim ungeliebten Bio-Sprit E10 sollen die Ölkonzerne mit einer besseren Aufklärung reagieren - das fordern Autofahrer-Lobby und Bundesregierung.
„Die Verbraucher sind verunsichert, und da sind die Konzerne gefordert, ihre Kunden an den Tankstellen so zu informieren, dass sie wissen, was auf sie zukommt“, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel der Nachrichtenagentur dpa.
Laut Mineralölbranche tanken bis zu 70 Prozent der Autofahrer in Deutschland unnötig „falsch“, weil sie auf das neue E10 verzichten und ihre Tanks weiterhin mit den herkömmlichen Kraftstoffen füllen. Dabei seien 90 Prozent der Fahrzeuge geeignet für den Sprit mit zehn Prozent Ethanol-Anteil aus Weizen, Rüben oder Mais. Halte dieser Trend an, liefen die Tankstellen Gefahr, „bei E5 Kraftstoffen mit 98 Oktan leerzulaufen“, warnt der Mineralölwirtschaftsverband (MWV).
Nach ADAC-Ansicht sollten sich die Konzerne bei diesem Problem aber an die eigene Nase fassen: Dringend nötig sei „eine gute, klare und nachvollziehbare Informations- und Aufklärungsarbeit“. Auch eine Sprecherin von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte am Montag, es wäre wünschenswert, wenn die Mineralölkonzerne ihre Kunden besser über E10 informierten. Außerdem sollten die Konzerne ihre Preise transparenter gestalten.
Der neue Bio-Super-Sprit E10 enthält bis zu 10 Prozent Bio-Ethanol und soll den Kohlendioxid-Ausstoß verringern helfen. Seit Jahresbeginn müssen die Tankstellen Benzin mit einem Anteil von maximal zehn Prozent Ethanol verkaufen. Laut „Bild“-Bericht wird die Sorte inzwischen an vier von zehn deutschen Tankstellen angeboten. Wenn die Mineralölwirtschaft nicht eine bestimmte Menge E10 absetzt, drohen Strafen. Daher wurden die Lagerkapazitäten auf E10 ausgerichtet. Neben der Hauptsorte Super E10 kann daher nur noch eine kleinere Menge des Superbenzins mit 98 Oktan angeboten werden.
Wer wissen will, ob sein Auto E10 verkraftet, sollte bei seinem Hersteller, Händler oder in der Vertragswerkstatt nachfragen. Welche Fahrzeuge E10 vertragen, steht auch auf einer Liste der Deutschen Automobil Treuhand (DAT), die online regelmäßig aktualisiert wird (http://dpaq.de/E10Vertraeglichkeit). Neufahrzeuge seien in der Regel E10-tauglich, sagt ADAC-Experte Helmut Klein.
Die Ölpreise legten unterdessen weiter zu: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete Montagfrüh 113,98 US-Dollar, 1,84 Dollar mehr als am Freitag. Die Unruhen in der arabischen Welt, allen voran in Libyen, schlagen deutlich auf den Preis durch.
Dramatisch könnte die Lage werden, wenn es zu einem Engpass bei Lieferungen aus dem wichtigsten OPEC-Land Saudi-Arabien käme. Damit rechnet das Bundeswirtschaftsministerium derzeit aber nicht: „Ich komme gerade aus Riad und ich habe keine Anzeichen erkennen können, dass da eine Revolte bevorsteht“, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Jochen Homann beim Treffen der EU-Energieminister in Brüssel. Saudi-Arabien hat seine Ölförderung bereits hochgefahren, um Angebotsausfälle in Libyen auszugleichen.
Als Reaktion auf die kräftig gestiegenen Kraftstoffpreise forderte der Naturschutzbund NABU ein Tempolimit von 120 auf deutschen Autobahnen: Ein Tempolimit sei die „einfachste, schnellste und billigste Möglichkeit, den Kraftstoffverbrauch auf den Straßen zu reduzieren“, sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller.