Ackermann wird nicht Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef

Frankfurt/Main (dpa) - Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wird überraschend doch nicht Aufsichtsratsvorsitzender des Dax-Konzerns.

Der Schweizer werde zwar wie geplant im Mai 2012 die Geschäfte an seine Vorstandskollegen Anshu Jain und Jürgen Fitschen übergeben, teilte die Bank am Montag in Frankfurt mit. Oberkontrolleur des Dax-Konzerns soll dann aber Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner werden. Ackermann wird sich nach zehn Jahren an der Spitze der größten deutschen Bank nach der Hauptversammlung 2012 zurückziehen.

Ackermann habe seinen Schritt gegenüber dem Aufsichtsrat mit seinen immensen Verpflichtungen in der aktuellen Schuldenkrise begründet, erklärte die Bank in einer Mitteilung. Der 63-Jährige habe erklärt, dass „die extrem herausfordernden Verhältnisse auf den internationalen Finanzmärkten und im politisch-regulatorischen Umfeld seine volle Aufmerksamkeit als Vorsitzender des Vorstands der Bank“ verlangten. Deshalb könne er sich nicht angemessen - etwa durch Einzelgespräche mit Aktionären - auf die neue Tätigkeit vorbereiten.

Ackermann selbst ließ die überraschende Kehrtwende zunächst unkommentiert, obwohl er bei der „Euro Finance Week“ am Montag gleich zwei Mal vor der Frankfurter Finanzelite auftrat. In der Mitteilung der Deutschen Bank lobte er Achleitner als „hervorragenden Kenner des Bankgeschäfts und der Finanzmärkte“.

Erst im Juli hatten sich die Spitzen der Deutschen Bank nach monatelanger Suche und einer öffentlich ausgetragenen Personaldebatte auf die künftige Führungsstruktur geeinigt. Das Duo Jain/Fitschen beerbt Ackermann, Ackermann gab damals seine früheren Vorbehalte auf und ließ sich überzeugen, direkt auf dem Sessel des Oberkontrolleurs Platz zu nehmen.

Stattdessen soll nun Allianz-Vorstand Achleitner Aufsichtsratschef werden. Achleitner stehe grundsätzlich für das Amt zur Verfügung, teilte die Deutsche Bank mit. Der Aufsichtsrat des Münchner Versicherungskonzerns müsse allerdings noch zustimmen.

Dass die Personalie ausgerechnet an dem Tag bekannt wurde, als neue Ermittlungen gegen Ackermann im Zusammenhang mit dem Kirch- Prozess öffentlich wurden, ist dem Vernehmen nach reiner Zufall.

Die Staatsanwaltschaft München verdächtigt Ackermann, im Mai im Zivilverfahren vor dem Münchner Oberlandesgericht falsche Angaben gemacht zu haben und durchsuchte deshalb auch Ackermanns Büro in Frankfurt. Die Razzia fand nach Angaben einer Behördensprecherin bereits in der vergangenen Woche statt. Die Bank wehrt sich gegen die Vorwürfe - und gegen die Richter des Zivilverfahrens.

Der Versicherungskonzern Allianz muss sich nach der überraschenden Personalrochade an der Spitze der Deutschen Bank nun einen neuen Finanzchef suchen. Nachdem Achleitner Ende Mai 2012 in das Aufsichtsgremium von Deutschlands größtem Geldhaus gewählt werden soll, wird er aus dem Vorstand von Europas größtem Versicherer ausscheiden, wie die Allianz in München mitteilte. Der Personalausschuss des Allianz-Aufsichtsrates werde das dem Gremium im Dezember vorschlagen. „Der Aufsichtsrat wird rechtzeitig einen Nachfolger im Vorstand bestimmen“, heißt es in der kurzen Mitteilung des Konzerns. Der Österreicher gehört seit 2000 dem Allianz-Vorstand an und arbeitete zuvor für die Investmentbank Goldman-Sachs.