Deutsche Solarspezialisten in Bedrängnis

Bitterfeld-Wolfen/Bonn (dpa) - Die billige Konkurrenz aus China bringt die deutschen Solarspezialisten immer mehr in Bedrängnis. Q-Cells aus Sachsen-Anhalt fuhr erneut hohe Verluste ein, die Finanzchefin nahm ihren Hut.

Auch das Bonner TecDax-Unternehmen Solarworld wurde von der Krise erwischt und musste für das dritte Quartal einen überraschend deutlichen Verlust einräumen. An der Börse wurden beide Papiere am Montag abgestraft: Q-Cells verlor bis zum Nachmittag 27 Prozent, Solarworld 16 Prozent.

In Bitterfeld gab Q-Cells für das dritte Quartal einen operativen Verlust von 47,3 Millionen Euro (EBIT) an, nach einem Plus von 36,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich stand ein Minus von 57,1 Millionen Euro (zuvor 13,3 Millionen). Der Umsatz ging von 400 Millionen Euro auf 228,8 Millionen Euro zurück. „Auch für das vierte Quartal 2011 rechnen wir mit einem operativen Verlust“, sagte Vorstandschef Nedim Cen. Das Jahr 2012 werde ebenfalls schwierig.

Die Firmenkasse dürfte in der nächsten Zeit noch knapper als erwartet gefüllt sein. Eine Wandelschuldverschreibung - eine Art Kredit - in Höhe von gut 200 Millionen Euro, die im Februar 2012 fällig ist, könne möglicherweise erst später vollständig zurückgezahlt werden, sagte Cen. Die bisherige Prognose für 2012, wonach mit Hilfe der Sparmaßnahmen wieder ein operatives Plus erzielt werden sollte, ließ er unkommentiert. Gespräche mit Kaufinteressenten für das Unternehmen gebe es derzeit nicht.

Nach Cens Worten geht Finanzvorstand Marion Helmes auf eigenen Wunsch. Der Aufsichtsrat bedauere diesen Schritt. Bis zum Jahresende müssen 250 Q-Cells-Mitarbeiter gehen. Dies geschehe ohne betriebsbedingte Kündigungen. Mit dem Personalabbau gehe Q-Cells einen weiteren Schritt, um im internationalen Marktumfeld wettbewerbsfähig zu sein. Das Unternehmen beschäftigt derzeit weltweit 2500 Mitarbeiter, davon 2000 in Bitterfeld-Wolfen.

Solarworld aus Bonn musste im dritten Quartal einen überraschend deutlichen Verlust verbuchen. Unter dem Strich stand ein Minus von 9 Millionen Euro, nach einem Plus von 19,9 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Der Umsatz fiel von 342,1 Millionen auf 237,8 Millionen Euro. „Im gesamten Markt hat sich die Nachfrage auch im dritten Quartal 2011 schlechter entwickelt als erwartet„, sagte Vorstandschef Frank Asbeck. Im Gesamtjahr dürfte das Unternehmen die 1,3 Milliarden Umsatz aus dem Vorjahr voraussichtlich nicht erreichen.

Der Konstanzer Solarzellenhersteller Sunways kommt nicht aus den roten Zahlen heraus und verschärft sein Sparprogramm. Im dritten Quartal stand unter dem Strich wegen der schwachen Nachfrage nach Photovoltaikanlagen und -komponenten sowie des Preisverfalls vor allem bei Solarmodulen ein Verlust von 8,7 Millionen Euro (Vorjahr: Plus 2,7 Mio Euro).

Der Umsatz schmolz auf 23,3 Millionen Euro zusammen (Vorjahresquartal: 58,3 Millionen Euro). Auch für das Gesamtjahr 2011 rechnet Sunways mit Rückgängen bei Umsatz und Gewinn. „Sunways fokussiert sich intensiv darauf, die Profitabilität des Unternehmens wieder herzustellen und nachhaltig zu sichern“, hieß es. „Alle bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung und Sicherstellung unserer Liquidität werden nochmals forciert.“

Der Hamburger Windkraftanlagenbauer Nordex - im TecDax notiert - leidet unter den Folgen der Staatsschuldenkrise in Europa. Die Großbanken hielten sich mit der Finanzierung von Großprojekten wieder stärker zurück, sagte Vorstandschef Thomas Richterich. In der Folge hätten sich einige internationaleb Aufträge etwa für einen Windpark in Griechenland verschoben. Deshalb rechnet das Unternehmen mit Sitz in Hamburg in diesem Jahr nun mit einem Verlust vor Zinsen und Steuern von rund 20 Millionen Euro.

Im Vorjahr hatte die Gesellschaft operativ noch rund 40 Millionen Euro verdient. Beim Umsatz wird Nordex sein Ziel von einer Milliarde Euro nach eigenen Angaben verfehlen. Das Unternehmen prognostiziert nun Erlöse von 920 Millionen Euro, nach 972 Millionen im Jahr 2010. Die gesamte Branche leidet unter dem anhaltenden Preisdruck auf dem Windenergiemarkt. Nordex spart deshalb: Die Strukturkosten sollen vom kommenden Jahr an um 50 Millionen Euro sinken. Dazu streicht das Unternehmen 250 seiner weltweit 2700 Stellen, davon 120 in Rostock.