Experten antworten Lesern Aktienmarkt: Was tun mit dem Geld bei den Mini-Zinsen?
Bei der Telefonaktion unserer Zeitung beantworteten drei Experten vom Bankenverband die Fragen unserer Leser. Es ging um Aktien, Sparpläne, Risiken und auch um Fragen der Einlagensicherung.
Düsseldorf. Die Börsentalfahrt zu Jahresbeginn verunsichert viele Anleger. Wie geht es an den Finanzmärkten weiter? Wie lange hält das historische Zinstief an? Lohnt sich das Sparen überhaupt noch? Fragen unserer Leser zur Geld- und Vermögensanlage beantworteten am Dienstag Ulrich Brücker, Thomas Römer und Sven Simons vom Bundesverband deutscher Banken. Die drei Experten hatten in den zwei Stunden, in denen unsere Telefone freigeschaltet waren, keine ruhige Minute. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wir haben ein breit gestreutes Aktiendepot. Doch der Kursrutsch an den Börsen seit Jahresbeginn macht uns Sorgen. Wie sollen wir uns verhalten?
Antwort: Nicht nervös werden. Aktien sollte man langfristig sehen. In der Vergangenheit haben sich Kursrückgänge oft sogar als geeignet erwiesen, um Aktiendepots auszubauen. Wichtig ist natürlich, dass Sie weitere liquide Mittel zur Reserve haben.
Ein Sparbrief wird fällig, der bisher drei Prozent Zinsen brachte. Wie kann ich weiterhin sicher drei Prozent bekommen?
Antwort: Es gibt keinen risikolosen Zins mehr. Entweder Sie müssen sich mit den aktuell sehr niedrigen Zinsen abfinden. Oder aber Sie gehen für eine höhere Rendite ein gewisses Risiko ein. Dann könnten zum Beispiel Mischfonds in Betracht kommen. Besprechen Sie das mit ihrem Berater.
Wann kann man denn wieder mit höheren Zinsen wie früher rechnen, also mit drei oder vier Prozent?
Antwort: Für die nächsten Jahre ist nicht damit zu rechnen. Die Europäische Zentralbank ist entschlossen, das Zinsniveau auf absehbare Zeit, zumindest für die nächsten Jahre, niedrig zu halten.
Sollte man in Rohstoffe investieren?
Antwort: Es ist fraglich, wie lange der Abwärtstrend bei den Rohstoffpreisen noch anhält. Eher könnte sich ein Einstieg in Aktienunternehmen anbieten, die in diesem Sektor tätig sind. In beiden Fällen müssen Sie risikobereit sein.
Wir wollen langfristig Vermögen aufbauen und haben dafür einen Fondssparplan mit Aktien abgeschlossen. Nun kommen uns angesichts des Kursrutsches an den Börsen Zweifel. Sollen wir den Sparplan abbrechen?
Antwort: Eigentlich könnten Sie sich über die schwache Börse freuen. Denn nun erhalten Sie für Ihre Sparrate mehr Fondsanteile als früher. Sie kaufen also billiger ein. Langfristig bieten Sparpläne mit Aktienfonds die höchsten Renditechancen. Ich würde deshalb weitermachen.
Es heißt, die Einlagensicherung schütze bis zu 100 000 Euro. Gilt das pro Bank? Pro Anleger?
Antwort: Sollte eine Bank in finanzielle Schwierigkeiten geraten, schützt die gesetzliche Einlagensicherung die Guthaben jedes einzelnen Bankkunden bei dieser Bank bis zu 100 000 Euro. Für Eheleute besteht also Schutz bis zu 200 000 Euro bei einer Bank. Darüber hinaus gibt es in der Kreditwirtschaft aber weitere Sicherungseinrichtungen, die auch weit höhere Einlagen schützen, so für die privaten Banken der Einlagensicherungsfonds des Bankenverbandes. Weitere Infos, auch zur Höhe des Einlagenschutzes bei einzelnen Banken, im Internet unter www.bankenverband.de.
Soll man jetzt in Aktien einsteigen oder noch abwarten, um günstigere Einstiegskurse zu bekommen?
Antwort: Den optimalen Einstiegszeitpunkt kann man nicht sicher ausrechnen. Für langfristig orientierte Anleger mit entsprechender Risikobereitschaft kann es sich freilich lohnen, jetzt zu den gesunkenen Kursen nach und nach zu investieren.
Ich bin Rentner und habe mir Aktien mit hohen Dividenden ausgesucht, weil ich die Erträge benötige. Was muss ich beachten?
Antwort: Sie sollten nicht einseitig alles in Aktien anlegen, sondern eine liquide finanzielle Reserve für Notfälle behalten. Wichtig ist eine breite Streuung des Depots auf verschiedene Aktien aus verschiedenen Branchen. Bei Aktien müssen Sie mit Kursschwankungen rechnen und leben können. Details sollten Sie mit Ihrem Berater besprechen.
Ich will ohne Risiko anlegen, das Geld soll verfügbar sein und eine hohe Rendite bringen. Was schlagen Sie vor?
Antwort: Alles auf einmal gibt es nicht. Wenn Sie jedes Risiko scheuen, müssen Sie die niedrigen Zinsen akzeptieren.
Was halten Sie von Gold?
Antwort: Mit Gold ist kein Geld zu verdienen. Es sei denn, der Anleger spekuliert auf einen steigenden Goldpreis. Gold ist keine klassische Anlageform, da es keine regelmäßigen Zinsen bringt. Es ist eher eine Versicherung gegen starke Finanz- und Währungskrisen. Gold wird deshalb auch als Krisenwährung bezeichnet.
Ich möchte für etwa zehn Jahre anlegen, suche möglichst viel Rendite, will aber auch kein allzu großes Risiko eingehen mit meinem Geld. Was halten Sie von Rentenfonds?
Antwort: Rentenfonds legen in festverzinsliche Wertpapiere an, und da ist derzeit nicht allzu viel Rendite möglich. Auf Sicht von etwa zehn Jahren bieten sich daher eher Mischfonds mit einer Aktienquote von etwa 50 Prozent oder mehr an. Denn langfristig sind Aktien die Renditebringer, trotz der jederzeit bestehenden Kursrisiken.
Ich bin Rentner und habe Mischfonds. Soll ich die wegen der Kursschwankungen verkaufen?
Antwort: Mischfonds legen einen Teil in Aktien an und können sich deshalb den aktuellen Kursrückschlägen nicht entziehen. Man sollte die aktuelle Entwicklung aber auch nicht überbewerten. Langfristig bestehen für Aktien gute Perspektiven. Wenn Sie mit Ihrer aktuellen Aufteilung des Gesamtvermögens grundsätzlich zufrieden sind, würde ich Mischfonds halten.
Wir haben einen Teil unseres Geldes in norwegische Kronen, in Anleihen investiert. Was sollen wir tun?
Antwort: Die norwegische Krone ist eine Rohstoff-Währung und durch die aktuelle Entwicklung an den Rohstoffmärkten belastet. Wer in fremde Währungen anlegt, muss sich bewusst sein, dass Währungsschwankungen letztlich unberechenbar sind. Sofern die Kronen-Anlagen in einem für Sie angemessenen Anteil zum Gesamtvermögen stehen, sollte man jedoch jetzt nicht vorschnell verkaufen.
Ich habe 2015 einen Aktienfonds mit deutschen Aktien gekauft. Der Dax ist letztes Jahr gestiegen, doch die Wertentwicklung meines Fonds war negativ. Warum?
Antwort: Das kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen unterlag der Dax im vergangenen Jahren großen Schwankungen. Es kommt also auf den Zeitpunkt an, zu dem Sie die Fondsanteile gekauft haben. Die Frage ist zudem, ob „Ihr“ Fonds in Dax-Werte investiert hat oder in andere deutsche Aktien — dann wäre der Dax nicht der passende Vergleichswert. Und schließlich fällt beim Kauf von Fondsanteilen ein einmaliger Ausgabeaufschlag an, der die Wertentwicklung im ersten Jahr beeinträchtigt. Ich empfehle Ihnen, mit Ihrem Berater Kontakt aufzunehmen, um die negative Entwicklung zu klären und um zu prüfen, ob dieser Aktienfonds zu Ihnen und Ihrer persönlichen Situation passt.
Gibt es eine optimale Aktienquote fürs Vermögen?
Antwort: Optimal ist die Aktienquote, wenn sie zu Ihrer persönlichen Situation und Risikobereitschaft passt. Sie müssen als Anleger noch ruhig schlafen können, wenn die Kurse runter gehen. Die „optimale Aktienquote“ ist also sehr individuell. Red