Allianz überrascht Aktionäre mit Gewinnsprung

München (dpa) - Europas größter Versicherungskonzern Allianz ist deutlich besser ins Jahr gestartet als erwartet.

Bis Ende März verdiente der Konzern auch dank einer geringen Anzahl von Naturkatastrophen 1,7 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr.

Von den Aktionären erntete Konzernchef Michael Diekmann bei der Hauptversammlung am Dienstag in München überwiegend Lob für die Zahlen.

Hilfsorganisationen protestierten vor der Olympiahalle aber gegen die Nahrungsmittel-Spekulationen des Konzerns und warfen der Allianz vor, Millionen aus dem Geschäft mit dem Hunger zu verdienen.

„Menschen in armen Ländern können sich Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten, wenn die Preise explodieren“, sagte David Hachfeld von Oxfam. Diekmann wies die Kritik zurück.

Am Terminmarkt würden keine Rohstoffe, sondern ausschließlich Risiken zukünftiger Preisänderungen gehandelt. „Landwirte sichern sich so gegen zu niedrige Preise ab und Käufer gegen zu hohe.“

Die Prognose für das Gesamtjahr hob Diekmann trotz des Gewinnsprungs im Auftaktquartal nicht an und verwies auf die weiterhin bestehenden Marktrisiken. Somit bleibt es bei der Erwartung eines operativen Gewinns von 9,2 Milliarden Euro plus/ minus 500 Millionen Euro.

Im ersten Quartal hat die Allianz davon bereits 2,8 Milliarden Euro eingefahren - ein Zuwachs von 20 Prozent. „Die Steigerung der Ergebnisse kommt aus allen Geschäftssegmenten, wird also von einer breiten Basis getragen.“

Die genauen Zahlen für die einzelnen Segmente gibt der Konzern erst in der kommenden Woche bekannt. Der Umsatz des Konzerns legte im ersten Quartal um knapp sieben Prozent auf rund 32 Milliarden Euro zu. Auch hier hatten Analysten nur geringe Zuwächse erwartet. Die Aktie legte um mehr als 2 Prozent zu und gehörte damit zu den Gewinnern im Leitindex DAX.

Mit der Dividende für das Jahr 2012 in Höhe von unverändert 4,50 Euro zeigten sich viele Aktionäre aber unzufrieden. Es sei nicht nachvollziehbar, dass sich die Verdoppelung des Gewinns auf 5,2 Milliarden Euro 2012 nicht widerspiegele, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

„Das ist enttäuschend für die Aktionäre.“ Diekmann deutete aber an, dass die Dividende zumindest nicht ohne weiteres verringert werde.

Sorgen bereiten den Aktionären auch die mickrigen Zinsen für Geldanlagen. Es stelle sich die Frage, wie die Allianz überhaupt noch profitabel investieren könne, fragte Bergdolt.

Belastend wirkt sich die Zinsflaute vor allem auf die Erträge der Lebensversicherungen aus. Die Allianz will deshalb im Sommer neue Modelle für die Lebensversicherung vorstellen, bei denen der Zins nur noch für die Ansparphase garantiert ist und danach neu berechnet wird.

Die Gewerkschaft verdi protestierte am Rande der Hauptversammlung für ihre Forderungen in den Tarifverhandlungen für die Branche. „Wenn sich Vorstände satte Vergütungszuwächse von 40 Prozent wie bei der Allianz einstreichen, ist es doch eine Ohrfeige für die Beschäftigten, wenn diesen nur 1,8 Prozent für die nächsten 2,5 Jahre angeboten wird“, sagte Gewerkschaftssekretärin Tina Scholze.