Alstom-Poker: Siemens vor Entscheidung über Angebot
München/Paris (dpa) - Der Elektrokonzern Siemens steht kurz vor einer Entscheidung über ein mögliches Angebot für den französischen Alstom-Konzern.
Der Siemens-Aufsichtsrat befasst sich an diesem Sonntag in einer außerordentlichen Sitzung mit dem Thema Alstom. Siemens hatte sich für eine mögliche Offerte das japanische Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries mit ins Boot geholt. Wieviel die beiden Unternehmen für Teile des Alstom-Konzerns bieten könnten, ist bisher nicht bekannt.
Siemens hatte in den vergangenen Wochen die Bücher von Alstom unter die Lupe genommen und sich eine Frist bis kommenden Montag (16. Juni) gesetzt, um über eine eigene Offerte für Alstom zu entscheiden.
Am kommenden Dienstag hat Siemens-Chef Joe Kaeser einen Termin in Paris. Er spricht dort in einer Anhörung vor dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung, wie aus einer Ankündigung des Parlaments hervorgeht. Dies wird in Branchenkreisen als Indiz dafür gewertet, dass Siemens eine Offerte für Alstom abgeben wird.
Kaeser war in Sachen Alstom bereits mehrfach zu Gesprächen in Paris. So hatte er auch Präsident François Hollande getroffen.
Medienberichten zufolge hat Siemens im Fall eines gemeinsamen Angebots vor allem Interesse am Gasturbinen-Geschäft von Alstom, während Mitsubishi Heavy Industries (MHI) das Dampfturbinen-Geschäft der Franzosen im Auge hat. Letzteres wiederum dürfte dann in einem Gemeinschaftsunternehmen von MHI mit dem japanischen Hitachi-Konzern landen. Damit wäre ein weiterer japanischer Konzern an dem Geschäft beteiligt. Zu den Details wollten sich allerdings alle beteiligten Unternehmen auf Nachfrage nicht äußern.
Seit Wochen liefern sich Siemens und der US-Rivale General Electric (GE) ein Tauziehen um Alstom. Das amerikanische Unternehmen will für die Energietechnik der Franzosen 12,35 Milliarden Euro auf den Tisch legen und zudem 1000 neue Arbeitsplätze in Frankreich schaffen. Für ihre Offerte hatten die Amerikaner Ende April bereits Rückendeckung des Alstom-Verwaltungsrates bekommen.
Die französische Regierung hatte zuletzt von den Interessenten bessere Angebote gefordert. Es gebe aber „keine Präferenz“ für einen der Bewerber, hieß es nach einem Treffen von Präsident Hollande, Premierminister Manuel Valls und Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg in Paris.