Wirtschaft Angst vor Billigstahl aus China
Branche fordert Hilfe von der Politik. Dumpingpreise seien eine Bedrohung für deutsche Werke.
Düsseldorf. Dunkle Wolken über der deutschen Stahlindustrie: Nach Angaben der Branche überschwemmen die Chinesen den Weltmarkt mit ihrem Billigmaterial. „Sollten sich die aggressiven chinesischen Exporte in den kommenden Monaten oder sogar Jahren fortsetzen, könnte dies auch den Stahlstandort Deutschland ernsthaft bedrohen“, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, aus Anlass der Jahrestagung Stahl in Düsseldorf.
Jede dritte Tonne, die weltweit exportiert wird, kommt demnach inzwischen aus dem Reich der Mitte. Hintergrund sind die massiven Überkapazitäten in China, die mit Dumpingpreisen in die globalen Märkte gedrückt werden. Diesem mit unlauteren Mitteln ausgetragenen Wettbewerb könne sich auch die deutsche Stahlindustrie nicht entziehen“, so Kerkhoff.
Die Branche beschäftigt hierzulande noch etwa knapp 90 000 Mitarbeiter. Beim deutschen Marktführer ThyssenKrupp haben die Stahlkocher in Duisburg ihre Wochenarbeitszeit reduziert und verzichten seitdem auf einen Teil ihres Lohns. Bei Salzgitter, Nummer zwei im Inland, setzt sich der Stellenabbau fort.
Die Wirtschaftsvereinigung fordert, dass die EU konsequent gegen Dumping vorgeht. Kerkhoff bemängelte, dass die Handelsschutzverfahren in der EU zu schwerfällig seien. „Es dauert häufig anderthalb Jahre, bis über Handelsklagen entschieden wird“, sagte der Verbandschef.
Hinzu komme auch ein klimapolitischer Aspekt: Stahl-Importe aus China weisen nach Angaben der deutschen Stahlkocher mehr CO2-Emissionen auf, als die Produktion derselben Menge in der EU haben würde. „Das zeigt, dass einseitige Klimaschutzbemühungen zu nichts führen“, so Kerkhoff mit Blick auf die Pariser Klimakonferenz. Alle Unternehmen müssten unter vergleichbaren Bedingungen produzieren.
Dass die Lage der deutschen Stahlindustrie so schlecht nicht ist, zeigen die Zahlen: Die Produktion wird in diesem Jahr mit 42,9 Millionen Tonnen das Niveau von 2015 erreichen. Die Kapazitätsauslastung liegt mit 88 Prozent deutlich höher als in den meisten anderen Ländern. Die Branche rechnet damit, dass die Stahlnachfrage 2016 leicht zulegen wird.