Arbeitgeber bieten 3 Prozent an - IG Metall winkt ab
Köln (dpa) - Bei den Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie haben die Arbeitgeber die Karten auf den Tisch gelegt: Sie bieten eine Erhöhung des Entgelts um 3 Prozent an und signalisierten ihre Bereitschaft, die umstrittene Zeitarbeit einzuschränken.
Der Verhandlungsführer von Metall NRW, Horst-Werner Maier-Hunke sprach am Mittwoch nach der dritten Verhandlungsrunde für den Bezirk NRW von einem attraktiven Angebot. Es sei das höchste, das der Gewerkschaft seit vielen Jahren vorgelegt worden sei.
Die IG Metall zeigte sich dagegen enttäuscht: „Zu flach, zu kurz, daneben“, sagte der Leiter des NRW-Bezirks, Oliver Burkhard, in Anspielung auf den Verhandlungsort im Kölner RheinEnergie-Stadion. Die Offerte sei groß angekündigt worden, aber klein ausgefallen. Bei einer Laufzeit von 14 Monaten würde der Gehaltszuschlag aufs Jahr gerechnet nur 2,6 Prozent betragen. „Wir wollen mehr“, sagte er und kündigte an, dass die IG Metall mit Ablauf der Friedenspflicht zu Warnstreiks aufrufen werde. Beide Seiten rechnen bis zur Lösung des Tarifkonflikts noch mit einigen Verhandlungsrunden.
Für die rund 3,6 Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie fordert die IG Metall 6,5 Prozent mehr Geld sowie eine stärkere Mitbestimmung bei der Zeitarbeit und eine unbefristete Übernahme von Ausgebildeten. Neben Baden-Württemberg und Bayern, wo an diesem Donnerstag verhandelt wird, gehört NRW mit 700 000 Beschäftigten zu den größten Tarifbezirken.
Während beim Lohn und der unbefristeten Übernahme der Ausgelernten Kompromisse möglich erscheinen, erweist sich das Thema Zeitarbeit zunehmend als der Knackpunkt der Tarifrunde 2012. Einer stärkeren Mitbestimmung bei der Zeitarbeit durch die Betriebsräte erteilte NRW-Metallarbeitgeberchef Maier-Hunke erneut eine klare Absage. „Wir sehen keinen Bedarf an der geforderten Ausweitung der Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte über den Einsatz von Zeitarbeit in unserer Industrie“, betonte er.
Die Zeitarbeit sollte zwar eingedämmt und die Bezahlung der Leiharbeitskräfte durch Branchenzuschläge angepasst werden. Aber für die Betriebe sei die Zeitarbeit unverzichtbar. Es sei Aufgabe der Tarifparteien, die Flexibilität der Betriebe weiter zu erhöhen, um die Unternehmen krisenfest und Arbeitsplätze sicher zu machen.
Bei der Übernahme von Ausgebildeten wollen die Arbeitgeber an der bisherigen Regelung festhalten, die zunächst eine Übernahmepflicht von 12 Monaten vorsieht. Es gebe hier keinen Regelungsbedarf. Man wolle die Mitgliedsunternehmen aber unterstützen, Ausgebildete möglichst unbefristet zu übernehmen.
NRW-IG-Metall-Chef Burkhard forderte dagegen verbindliche Regelungen: „Junge Menschen brauchen keine Lippenbekenntnisse“. Darüber hinaus sei eine Arbeitswelt mit zwei oder mehr Klassen „schreiend ungerecht“. Betriebsräte müssten eingreifen können, wenn Leiharbeit missbräuchlich eingesetzt werde.
Vor Beginn der Verhandlungen hatte Burkhard vor einigen hundert Auszubildenden und anderen Beschäftigten der Metallindustrie am Verhandlungsort die Arbeitgeber eindringlich aufgefordert, Lösungen zu allen Themen der Tarifrunde anzubieten. Die Forderung nach mehr Geld sei gerecht und auch finanzierbar, die Branche befinde sich in einer starken Verfassung. Am 11. Mai wurde eine weitere Verhandlungsrunde in der NRW-Metallindustrie angesetzt.