Arcandor braucht Staatshilfe
Eine Entscheidung muss bis zum 12. Juni fallen.
Essen/ Berlin. Der angeschlagene Handels- und Touristik-Riese Arcandor setzt auf Staatsbürgschaften in Höhe von 650 Millionen Euro. Ein entsprechender Antrag für Mittel aus dem Deutschlandfonds soll spätestens Ende nächster Woche gestellt werden. Zudem bewirbt sich das Unternehmen um einen Kredit bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau - wie hoch dieser ausfallen soll, ließ Arcandor am Freitag offen.
Der ums Überleben kämpfende Konzern braucht eine Entscheidung über die Staatshilfen bis spätestens 12. Juni, machte Vorstandschef Karl-Gerhard Eick am Freitag deutlich. Bis dahin müsse eine Einigung mit dem Bankenkonsortium über die Verlängerung einer Kreditlinie von 650 Millionen Euro erzielt sein.
Die Banken sind aber offenbar nur mit Staatsgarantien zu einer Verlängerung bereit. Zu einem möglichen Szenario bei einer Ablehnung des Antrags wollte sich Eick nicht äußern. "Wir sind optimistisch, das zu schaffen", sagte ein Sprecher lediglich.
Eick betonte, Arcandor sei mit Karstadt und Quelle integraler Bestandteil der Versorgungskultur in Deutschland. Zudem erfülle man die Kriterien für eine staatliche Unterstützung: Vor dem Stichtag 1.Juli 2008 und im Zeitraum der vergangenen zwei Jahre sei das Unternehmen weder zahlungsunfähig noch überschuldet gewesen. "Wir wollen weder etwas geschenkt, noch wollen wir den Einstieg des Staates als Aktionär bei Arcandor", fügte er hinzu.
Doch selbst mit staatlichen Garantien über 650 Millionen Euro wäre Arcandor nicht gerettet: Im September muss der Konzern 250 Millionen Euro Kredite zurückzahlen. Zudem beziffert Eick den zusätzlichen Finanzbedarf für die Sanierung des Konzerns in den kommenden fünf Jahren auf 900 Millionen Euro.
Laut Eick habe es bei Vorgesprächen "positive Signale" seitens der Politik gegeben. Es gibt aber auch kritische Stimmen: Arcandor sei "ein Fall von Missmanagement und kein Notfallkandidat", sagte CDU-Wirtschaftsexperte Michael Fuchs dem "Handelsblatt". Konkurrent Metro (Kaufhof) hatte Staatshilfen für Arcandor als "Wettbewerbsverzerrung" bezeichnet.