Athener Notenbank: Wirtschaft schrumpft um 4,5 Prozent
Brüssel/Athen (dpa) - Die Talfahrt der griechischen Wirtschaft geht ungebremst weiter. Wegen der harten Sparmaßnahmen und geringen Investitionen rechnet die griechische Notenbank mit einem weiteren Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 4,5 Prozent.
Es sei bereits das fünfte Rezessionsjahr, heißt es in einem Bericht der Zentralbank, der dpa am Montag vorlag. Ende 2012 werde Griechenland in den vergangenen fünf Jahren insgesamt fast ein Fünftel seiner Wirtschaftsleistung verloren haben. Die griechische Wirtschaft war 2011 um fast 7 Prozent eingebrochen.
Auch die Arbeitslosigkeit werde allen Anzeichen nach weiter steigen und in diesem Jahr mit 22 Prozent einen Rekord erreichen. Das Land könne nur dann aus der Krise zu kommen, wenn es das Reform- und Sparprogramm einhält, heißt es im Bericht.
Unterdessen hat der Rettungsfonds für klamme Eurostaaten EFSF am Montag 5,9 Milliarden Euro an das krisengeschüttelte Land überwiesen. Das verlautete aus Kreisen der Fonds in Luxemburg. Damit leistete der Krisenfonds zum ersten Mal Zahlungen an Athen. Die Hilfen des ersten Hilfsprogramms basierten auf bilateralen Krediten der Europartner.
Die Eurostaaten hatten sich in der vergangenen Woche endgültig auf das zweite Griechenland-Paket von 130 Milliarden Euro verständigt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) wird 28 Milliarden Euro dazu beitragen. Athen braucht dringend Geld, denn bereits am Dienstag sind Anleihen von 14,5 Milliarden Euro fällig.
Banken, Versicherer und andere Privatanleger können ihre Verluste aus dem Schuldenschnitt in Griechenland steuerlich absetzen und so ihre Abgaben an den Fiskus drücken. Das geht aus einer Klarstellung des Bundesfinanzministeriums vom Montag hervor. Danach ist der Tausch von Griechenland-Anleihen steuerlich als „Veräußerungs- und Anschaffungsvorgang“ zu behandeln. Viele Banken hatten in ihren Bilanzen bereits Abschreibungen bei Athen-Papieren vorgenommen. Kleinanleger, die Hellas-Schuldtitel im Privatvermögen gehalten haben, können Verluste aus dem Umtausch aber nur mit anderen Einkünften aus Kapitalvermögen verrechnen, wurde betont.
Anleger mit Kreditausfallversicherungen auf griechische Anleihen können sich weitgehend schadlos halten. Im Schnitt sollen 78,5 Prozent des Nominalwerts der Papiere zurückerstattet werden, wie der Derivateverband ISDA am Montag mitteilte. Insgesamt dürften etwa 2,5 Milliarden US-Dollar an Investoren fließen, die sich mit sogenannten Credit Default Swaps (CDS) gegen einen Zahlungsausfall Griechenlands abgesichert oder auf einen solchen spekuliert haben.
Marktbeobachter reagierten erleichtert auf die Entscheidung nach dem Schuldenschnitt für Athen: „Sie stellt sicher, dass CDS als funktionierendes Absicherungsinstrument fortbestehen“, sagte Elisabeth Afseth, Analystin bei der Investec Bank in London. Dies sei wichtig für Investoren, denn bei staatlichen Schuldnern gebe es weiterhin erhebliche Risiken in Europa.
Die ISDA hatte das sogenannte „Kreditereignis“, das die CDS auslöst, nach dem griechischen Schuldenschnitt festgestellt. Athen hatte einen Teil seiner Gläubiger mit Umschuldungsklauseln zum Forderungsverzicht gezwungen. Dieser Schritt war vom zuständigen ISDA-Gremium als Zahlungsausfall gewertet worden.
Die ISDA, in der die größten Emittenten und Händler von Kreditderivaten zusammengeschlossen sind, ermittelte den Restwert griechischer Anleihen („Recovery Rate“) im Rahmen eines standardisierten Auktionsverfahrens mit 21,5 Prozent. Die Entschädigungssumme für CDS-Investoren ergibt sich als Differenz zwischen dem Nominalwert der Anleihen (100 Prozent) und dem Restwert.