US-Paketdienst UPS greift Post mit TNT-Übernahme an
Bonn/Atlanta/Hoofddorp (dpa) - Spektakulärer Milliardendeal in der Logistik: Der US-Paketdienst UPS will den niederländischen Rivalen TNT Express für rund 5,2 Milliarden Euro übernehmen.
Die Amerikaner wollen mit dem Großzukauf in Europa kräftig expandieren und vor allem der Deutschen Post DHL bei dem Geschäft mit eiligen Sendungen Konkurrenz machen. Zugleich können sie einen Rivalen ausschalten. TNT Express und DHL dominieren dieses Geschäft in Europa und UPS ist auch global ein Hauptkonkurrent des Bonner Logistik-Konzerns.
Die Übernahme-Offerte liegt bei 9,50 Euro je Aktie oder insgesamt 5,16 Milliarden Euro, wie UPS und TNT Express am Montag gemeinsam mitteilten. Die TNT-Führung unterstützte das Angebot, nachdem die Niederländer zuvor eine niedrigere Offerte noch abgelehnt hatten. UPS-Vorstandschef Scott Davis erklärte, mit der Fusion positioniere sich sein Unternehmen für künftiges Wachstum.
Sollte die Übernahme realisiert werden, würden die Amerikaner in Europa im Paket- und Expressbereich mit einem Schlag zum internationalen Konkurrenten DHL aufschließen. Die Amerikaner umwarben die Niederländer schon seit Jahren. Die Deutsche Post war hingegen nicht interessiert, wie Vorstandschef Frank Appel mehrfach signalisierte. Ein Post-Sprecher wiederholte frühere Äußerungen von Appel, dass das Unternehmen die geplante Übernahme „sehr gelassen“ sehe.
TNT Express ist mit rund 77 000 Beschäftigten auf dem Feld von eiligen Sendungen und Transporten für Geschäftskunden unterwegs, das den klassischen Paketversand für Privathaushalte nicht einschließt. UPS bedient beide Segmente.
Die TNT-Aktionäre müssen der Fusion noch zustimmen. Außerdem warten wettbewerbsrechtliche Prüfungen. Ein Sprecher der Deutschen Post sagte in Bonn, dass die Übernahme von den Wettbewerbsbehörden „tiefer geprüft“ werde müsse. Ähnlich hatte sich zuvor schon Appel geäußert. Zuständig für die Übernahmeprüfung wird Brüssel sein. Eine Anmeldung liege noch nicht vor, hieß es aus dem Büro von EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia.
Geht der Deal über die Bühne, wäre dies die größte Übernahme des 1907 gegründeten amerikanischen Unternehmens. TNT Express war erst 2011 nach der Aufspaltung des TNT-Konzerns in eine Express- und Briefsparte entstanden. Der niederländische Briefzusteller PostNL, mit knapp 30 Prozent größter Anteilseigner von TNT Express, hat zugesagt, seine Anteile den Amerikanern anzudienen.
Die Amerikaner umwarben TNT Express seit langem. Ein erstes Angebot lag im vergangenem Jahr bei 8,25 Euro pro Aktie, auch bei 9,00 Euro blieb TNT Express im Februar noch standhaft. In den vergangenen zehn Jahren habe es immer wieder Gespräche zwischen UPS und TNT gegeben, schrieb das „Wall Street Journal“. Auch der UPS-Konkurrent FedEx soll schon lange an TNT interessiert gewesen sein, hielt sich zuletzt aber zurück.
Im vergangenen Jahr steigerte TNT Express den Umsatz um rund drei Prozent auf 7,2 Milliarden Euro, rutschte allerdings tief in rote Zahlen mit einem Verlust von 270 Millionen Euro.
UPS lieferte dagegen Rekordzahlen ab. Der Umsatz stieg 2011 um rund sieben Prozent auf 53 Milliarden Dollar, der Gewinn legte um 14 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar zu. UPS erwirtschaftet den Großteil seiner Gewinne in den USA - gegen Konkurrenten wie FedEx. Mit der Übernahme von TNT Express könnte UPS mit einem Schlag sein Europa-Geschäft stark ausbauen, wovon auch das globale Geschäft profitieren würde.