Aussicht auf expansive Geldpolitik beflügelt die Märkte

Washington/Frankfurt (dpa) - Die drei großen Notenbanken halten die Geldschleusen vorerst weit geöffnet. Fed-Chef Ben Bernanke dämpfte Sorgen der Anleger vor einer baldigen Drosselung der Notenpresse in der größten Volkswirtschaft der Welt.

Das beflügelte am Donnerstag die Finanzmärkte. „Sehr expansive Geldpolitik für absehbare Zeit ist, was die US-Wirtschaft braucht“, sagte Bernanke. Die Europäische Zentralbank bekräftigte ihr Versprechen, die Politik des billigen Geldes fortzusetzen. Und auch die japanische Zentralbank will weiter Milliarden in den Wirtschaftskreislauf pumpen.

Die Aussicht auf weiteres Billiggeld sorgte für Kauflaune an den Aktienmärkten. Die asiatischen Börsen reagierten teilweise mit einem Kursfeuerwerk.

Der chinesischen CSI 300 schoss um mehr als vier Prozent nach oben. In Europa fielen die Reaktionen ebenfalls positiv aus, allerdings waren die Gewinne moderater. Der deutsche Leitindex Dax stand zuletzt 1,14 Prozent höher.

Die Frage, wann die Federal Reserve (Fed) die Anleihekäufen von derzeit monatlich 85 Milliarden Dollar drosselt, versetzt die Finanzmärkte seit Wochen in Aufregung. Im Juni hatte Bernanke vage Andeutungen gemacht, dass ein Herunterfahren beginnen könne.

Zunächst hält er allerdings die Politik des billigen Geldes weiter für notwendig. Die hohe Arbeitslosigkeit und die niedrige Inflation bedeuteten, dass die Fed ihre konjunkturstützenden Maßnahmen fortsetzen müsse, betonte Bernanke bei einer Veranstaltung zum 100. Jubiläum der Fed, wie die Fachagentur Bloomberg berichtete.

Analysten sehen darin keinen allerdings Sinneswandel der Notenbank. „Am großen Bild hat sich nichts geändert“, sagte Commerzbank-Experte Lutz Karpowitz. Es gebe keine Hinweise, dass die die US-Wirtschaft wieder massiv an Schwung verliere.

Der Dollar geriet massiv unter Druck. Noch während Bernanke sprach, rauschte die US-Währung nach unten. Im Gegenzug schoss der Euro in die Höhe und stieg in der Nacht bis über die Marke von 1,32 Dollar. Am Donnerstagmittag fiel die Gemeinschaftswährung leicht zurück, lag aber immer noch drei Cent höher als 24 Stunden zuvor.

Die Europäische Zentralbank bekräftigte, ihre Politik des extrem billigen Geldes auf absehbare Zeit fortzusetzen. „Der EZB-Rat geht davon aus, dass die EZB-Leitzinsen für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden“, erklärte die EZB in ihrem Monatsbericht.

Damit bricht die Notenbank mit ihrer langjährigen Tradition, sich in geldpolitischen Entscheidungen nicht im Vorfeld festzulegen. Zentralbankchef Mario Draghi hatte den Kurswechsel vergangene Woche nach der Sitzung des EZB-Rats bekanntgegeben. Das Ziel: Für Beruhigung an den wieder nervöseren Märkten sorgen.

Was genau mit „für längere Zeit“ gemeint ist, lässt die EZB jedoch weiterhin offen. Im Monatsbericht erklärte die Notenbank, es handele sich „um einen flexiblen Zeithorizont ohne vorab definiertes Ende“, der „aber von der Einschätzung des EZB-Rats bezüglich der wirtschaftlichen Fundamentaldaten abhängt, von denen die Kerninflation bestimmt wird“.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte allerdings vor einem zu späten Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes. Niedrigzinsen seien nicht ohne Nebenwirkungen, sagte Weidmann beim Verbandstag des Genossenschaftsverbandes Bayern in München.

Die Japanische Notenbank bestätigte unterdessen ihren im Frühjahr beschlossenen Kurs zur Bekämpfung der Deflation. Notenbankpräsident Haruhiko Kuroda will die Teuerungsrate mit einer massiven Geldflut innerhalb von etwa zwei Jahren auf zwei Prozent hieven und die Konjunktur anschieben. Die Wirtschaft beginne sich - dank steigender Exporte und einer Verbesserung des Konsumklimas - zu erholen, erklärten die Währungshüter.