Bahn: Bloß kein zweites Mainz

Im Sommer führten Engpässe beim Personal zu Chaos. Mit mehr Mitarbeitern soll 2014 alles besser werden.

Berlin. Bahnchef Rüdiger Grube trommelt schon lange für mehr Geld. Chronisch unterfinanziert sei das Schienennetz. Angesichts der Sparvorgaben der Bundesregierung hat er noch nicht viel erreicht. Die 2,5 Milliarden Euro, die aus der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung des Bundes jährlich an die Bahn fließen, sind bis auf weiteres eingefroren.

Deshalb geht Grube vor den Verhandlungen mit der neuen Bundesregierung mit drastischen Worten in die Offensive: „Entweder die Qualität der Bahn lässt deutlich nach, es gibt also mehr unpünktliche Züge. Oder wir müssen Strecken sperren“, sagte er dem „Spiegel“. Der Erhalt des Schienennetzes sei eine Aufgabe, die die Bahn mindestens eine Generation lang beschäftigen werde.

Nicht ganz so lange wird es wohl dauern, um die Misere in den Stellwerken zu beenden. Ein zweites Mainz darf es nicht geben — das ist allen Beteiligten klar, sei es im Management der Bahn oder bei der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). In Mainz fehlten im vorigen Sommer zu viele Fahrdienstleiter. Die Folge: Viele Züge im Regional- und Fernverkehr durften den Mainzer Hauptbahnhof nicht mehr anfahren oder mussten ganz gestrichen werden.

Mitte August vereinbarte die Bahnspitze mit der EVG und dem Konzernbetriebsrat, in allen 330 Betrieben die Personalplanung fürs kommende Jahr unter die Lupe zu nehmen. Und angesichts des Drucks von außen und innen wurden sich beide Seiten einig. In mehr als 90 Prozent aller Betriebe habe man sich auf den Personalbedarf des Jahres 2014 verständigt.

Gerade im Bereich Infrastrlpuktur, wozu die Stellwerke gehören, werden kräftig Stellen aufgebaut. Die Operation kostet die Bahn 50 Millionen Euro jährlich, wie Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte. Geld, das nötig sei, „um einen reibungslosen Eisenbahnverkehr zu gewährleisten“.

Einfach werden die kommenden Monate dennoch nicht. Denn die Neuen kann die Bahn nicht von heute auf morgen rekrutieren. Bereits in diesem Jahr habe die Bahn 8500 Mitarbeiter eingestellt, sagt Weber. Unterm Strich werde der Personalstamm 2013 um 2500 Kollegen erhöht. Es sind dann 200 000.

Andere Faktoren kann die Bahn nicht beeinflussen. Noch immer wartet sie auf 16 ICE von Siemens, die noch nicht zugelassen sind. Sie fehlen in der Flotte besonders dann, wenn schnell Ersatz gebraucht wird wie an schneereichen Wintertagen, in denen mehr Zugausfälle einkalkuliert werden müssen. Im vorigen Winter hat das Unternehmen dazugelernt. Mehr Weichen wurden beheizt, mehr Menschen standen bereit, um Strecken im Notfall zu räumen (siehe Kasten).